Es gibt immer wieder Diskussionen um die Predigt in der Eucharistie. Leider weniger um deren Inhalt, sondern um die Frage, wer denn da predigen darf. Laut liturgischen Vorschriften ist die Predigt dem Priester (oder Diakon) vorbehalten. Ist das nicht ungerecht?!
Das Predigtverbot für Laien (und damit für alle Frauen, die ja nicht geweiht werden können) wird so als diskriminierend verstanden und mündet manchmal in der Klage, dass somit 50% der Bevölkerung von der Verkündigung ausgeschlossen werden.

50 % aller Katholiken (nämlich alle Frauen) werden ausgeschlossen

Diese Zahl ist natürlich deutlich zu niedrig: Es sind ja nicht nur Frauen, sondern alle Nicht-Geweihten von der Predigt in der Messe ausgeschlossen. Das sind (je nach Anzahl der Priester, Bischöfe und Diakone) gut und gerne 99.9997 % aller Katholiken. – Welches Potential geht der Kirche dort verloren! Was könnten Ärzte, Politiker, Mütter und Ordensleute (und so weiter) in der Verkündigung Gutes wirken!

Allerdings ist diese Zahl auch deutlich zu hoch angesetzt: Denn Frauen und nicht-geweihte Männer sind ja keineswegs von der Verkündigung ausgeschlossen; sie sollen und können predigen – wenn auch nicht in der Eucharistiefeier. Aber als Eltern in der Familie, Lehrer und Lehrerinnen, Katecheten und Katechetinnen, Leiterinnen von Exerzitien, Professorinnen und Theologen, Kolleg:innen am Arbeitsplatz (und so weiter) ist der Dienst an der Verkündigung der ganzen Kirche unverzichtbar! Alle Getauften und Gefirmten sind dazu aufgerufen!

Vom Sinn der Predigt in der Messfeier

Aber warum sollen nur Priester (ich erwähne jetzt nicht jedesmal die anderen beiden Weihestufen – die Diakone und Bischöfe) in der Eucharistiefeier predigen? Nun, weil es wiederum mehr um ein Beziehungsgeschehen und das damit verbundene Lernen geht, und weniger um eine Wissensvermittlung. In der Eucharistie verwirklicht der geweihte Priester in besonderer Weise die Anwesenheit Jesu, des Bräutigams, der uns als seine Braut heiligen will. Dazu müssen wir in unserer Beziehungsfähigkeit wachsen; in vielerlei Hinsicht. Zum Beispiel in der Demut und der Fähigkeit zuzuhören.

Denn darum geht es in der Verkündigung des Schrifttexte in Lesung, Evangelium und Predigt: Jesus als den Lehrer anzunehmen. Sich zu seinen Füßen zu versammeln. Auf Seine Botschaft hören zu lernen. Anzunehmen, dass dort ein Größerer spricht. – Das fällt uns nicht immer leicht. Oft wissen wir es besser, sind schneller mit unserem Urteil oder hören gar nicht mehr richtig hin. Manchmal glauben wir nicht wirklich, dass Gott in dieser Welt spricht und gehört werden kann. Selbst, wenn wir lernen, technisch wirklich hinzuhören, nehmen wir nicht wirklich wahr, dass uns im Gesagten eine ganz neue geistige Wirklichkeit entgegentritt. Also üben wir das ein: Das Hören. Der Priester vergegenwärtigt den lehrenden Jesus. Und wir hören zu.

Wir wachsen, indem wir hören

Es gehört zu den grundlegenden Erkenntnis der Psychologie, dass wir eine Realität besser und tiefer begreifen, wenn wir uns ihr nicht nur geistig, sondern auch leiblich nähern. Erst, wenn wir uns wirklich hinsetzen und hören, wie die Einwohner in Nazareth in der Synagoge auf Jesus gehört haben, entscheiden wir wirklich, ob wir ihn Ihm den Heiland und Messias annehmen.

Nachdem wir wirklich gehört und angenommen haben (wie jeder, der in einer Liebesbeziehung wachsen will, lernen muss), können wir weitergeben, was wir empfangen haben. Können – ? Wir sollen es! Egal, ob Mann, Frau, Geweihter oder Getaufte: Das ist unser aller Auftrag.

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