Die Nachfrage nach den katholischen Sakramenten hat insgesamt stark nachgelassen – nach dem Einbruch des Beichtsakramentes hat es auch einen zahlenmäßig sehr starken und plötzlichen Rückgang der kirchlichen Trauungen gegeben. Nun sollten diejenigen, die sich dennoch zu einer kirchlichen Trauung entschließen, eigentlich von Priestern und Gemeinden mit offenen Händen empfangen werden: Schön, dass Ihr Euch dazu entschlossen habt!

Leider ist oft genau das Gegenteil der Fall. Viele Gemeinden und Priester beargwöhnen heiratswillige Paare, als ob sie es gar nicht wirklich ernst meinen – mit Gott und Sakrament und Gottesdienst. Aus der Erfahrung, dass nur noch wenige Menschen ihre Lebensbeziehung mit ihrer Gottesbeziehung in Verbindung bringen, wird schnell der Verdacht, dass es auch Euch letztlich nicht mehr um Gott, sondern nur noch um die Show geht.

Allerdings frage ich mich, ob das denn wirklich so schlimm wäre? Immerhin hat die katholische Kirche tatsächlich so einiges an Schau-Werten zu bieten und wunderschöne Rituale, die – wenn sie erst einmal vollzogen werden – auch anrühren und zu Herzen gehen. Und die Gelegenheit, den eventuell fernstehenden Gottesdienstbesuchern in einer anrührenden Predigt die Einheit von Gottesliebe und Liebesbeziehung nahezubringen, bietet sich so schnell nicht wieder.
Allerdings gibt es auch Trauungen, bei denen schon bei der Absprache zwischen Brautleuten und Priester und bei der Vorbereitung des Gottesdienstes Welten auf einander treffen, die verschiedener nicht sein können und entweder ein „Krieg der Welten“ ausbricht oder die Enttäuschung auf beiden Seiten bodenlos ist. Da will manchmal der Brautvater die Predigt halten oder der Pfarrer das „Ave Maria“ verbieten, obwohl Onkel Anton doch so sehr dafür geübt hat; dann beschwert sich der Küster über den Reis, der geworfen wird, die Kinder dürfen keine Blumen streuen und der befreundete Student nicht „All You Need Is Love“ auf seinem Saxophon zum Einzug spielen.

Das muss nicht so sein – wenn man versucht, ein wenig zu verstehen, was welche Bedeutung im Gottesdienst hat. Warum bestimmte Dinge einen unverrückbaren Platz im Gottesdienst haben und andere eben fehl am Platze sind – das im Voraus zu verstehen und zu akzeptieren, hilft nicht nur Missverständnisse abzubauen, sondern auch Schönheiten zu entdecken.

Vor Beginn der Trauung: Die notwendigen Utensilien

„Oh Gott – die Ringe!“

Tatsächlich gibt es kaum eine Filmhochzeit, in der beinahe oder tatsächlich die Ringe vergessen werden und deshalb die Hochzeit zu platzen drohte. Deshalb die erste Erinnerung: Die Ringe nicht vergessen!
Dabei tragen manche Brautpaar ihre Ringe schon lange Zeit vor der kirchlichen Trauung, weil die Ringe entweder schon bei der standesamtlichen Eheschließung verwendet wurden, oder weil Verlobungs- und Ehe-Ringe die selben sind.

Das war früher des öfteren der Brauch – aus den Verlobungsringen wurden Eheringe dadurch, dass man das Datum der Eheschließung und den Namen des Ehepartners erst zur Trauung in den Ring eingravieren ließ. Zu äußeren Unterscheidung wurde der Verlobungsring am Ringfinger der linken Hand getragen – und nach der Eheschließung als Ehering an der rechten Hand.

Vor Beginn der Trauung – oft am Eingang der Kirche – nimmt der Priester den Brautleuten die Ringe sowieso ab; warum dann den Ring, den man doch schon seit längerem trägt, nicht auch am Finger zur Kirche tragen? Dann weiß man wenigstens, wo er ist: Da, wo er hingehört. Am Ringfinger.
Aber auch dann, wenn ein Trauzeuge, der Brautvater oder ein anderer „Herr der Ringe“ die Eheringe auf einem Extra-Kissen zur Kirche trägt: Spätestens am Eingang der Kirche zu Beginn der Trauung sollten die Ringe vorhanden und anwesend sein.

Das Brautkleid

Ach, wisst ihr – heiraten kann man auch in Sweatshirt und Jeans. Die Kleidung spielt für die Braut, den Bräutigam und die anderen Gäste eine vermutlich ungleich höhere Rolle als für die Kirche. Auch die Farbe des Kleides hat – liturgisch gesehen – keine Bedeutung, wer will, kann in weiß, schwarz, rot oder ultraviolett heiraten. Hauptsache, der Bräutigam kommt nicht in Badehose und die Braut nicht im Bikini. Ein wenig Stil sollte schon dabei sein.

Die Vermutung, die Braut dürfe nur in weiß heiraten, wenn sie noch Jungfrau ist, mag in der Tradition des Bürgertums ihren Grund haben. Liturgisch gesehen ist das vollkommener Unsinn; der einzige, der Kleidung in einer vorgeschriebenen Farbe trägt, ist der Priester. Und auch er trägt bei Hochzeiten nicht deshalb ein weißes Messgewand, weil er irgendwie unschuldig an der Eheschließung ist – sondern deswegen, weil weiß die Farbe der Freude ist.

Auf der anderen Seite sollte das Brautkleid auch nicht zu üppig sein und die Messfeier behindern; z. B. wenn die Schleppe des Brautkleides den ganzen Mittelgang der Kirche ausfüllt und deshalb keiner mehr zum Kommunionempfang nach vorne kommen kann. Gelegentlich hat aber auch der Bräutigam Fragen zu seiner Kleidung – wenn er z.B. in Uniform heiraten will. Ich persönlich habe da keine Bedenken (besonders schick sind die Uniformen der Marine, finde ich); aber einige Pfarrer haben persönliche Probleme mit diesem militärischen Auftreten im Gottesdienst. Grundsätzlich gibt es jedoch kein Verbot von Militäruniformen im Gottesdienst – auch nicht für den Bräutigam.

Trau-Kerze, Brautstrauß und Schleier

Diese drei Dinge sind üblich – spielen aber keine nennenswerte liturgische Rolle. Oft nimmt der Priester oder ein Messdiener der Braut den Brautstrauß ab und legt ihn für die Zeit des Gottesdienstes auf den Altar oder in dessen Nähe (am Ende des Gottesdienstes nicht vergessen!).
Die Traukerze kann eine eigens dafür hergestellte Kerze sein (klassisch mit Verzierung in Form von zwei goldenen Ringen, den Namen der Brautleute und das Datum) – oder auch die beiden Taufkerzen, die nun gemeinsam leuchten. Ähnlich wie der Brautstrauß wird die Kerze während des Gottesdienstes selber auf den Altar gestellt (oder in dessen Nähe); herein- und herausgetragen wird die Kerze aber nicht von Braut oder Bräutigam, sondern von einem eigenen Kerzenträger – oft ein Kindergartenkind aus der Verwandtschaft.
Bleibt noch eine kleine Bemerkung zum Schleier. Auch hier gibt es eine weltliche Tradition, als Braut das Gesicht vollständig zu verschleiern bis zur vollzogen Eheschließung. In den offiziellen Riten der Kirche kommt dieser Brauch nicht mehr vor – also mag es jeder halten, wie er will.

…und was auch sonst noch.

Alles weitere – wie z.B. Blumenkinder, Kutschen, Böller-Abteilungen und Jagdhornbläser – spielt liturgisch keine Rolle. Was und wie viele dieser Zugaben im und vor dem Gottesdienst noch sinnvoll ist, solltet Ihr mit dem Priester absprechen.

Vorbereitungen für den Gottesdienst

Blumenschmuck

Es ist üblich, dass die Brautleute selbst für einen entsprechenden Blumenschmuck in der Kirche sorgen – und ihn auch bezahlen. Auch wenn sonst gilt: „Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was sie spielt“ können die Brautleute trotzdem nicht einfach alles in ein Blumenmeer hüllen. Rechtzeitige Absprachen (mit dem Pfarrer oder oft mit dem Küster) helfen hier, Irritationen zu vermeiden.

Gottesdiensthefte

Ebenfalls ist es in vielen Gemeinden üblich, allen Gottesdienstbesuchern ein kleines Heft an die Hand zu geben, in der der Ablauf und die Lieder abgedruckt sind. So ersparen sie sich ein (bei Fremden oft hilfloses) Blättern in den Liederbüchern; außerdem gibt es so die Möglichkeit, auch andere Lieder mit in den Gottesdienst aufzunehmen.

Wichtig ist hier aber, dass die Texte, die vorgetragen werden, NICHT mit abgedruckt werden. Lesung, Evangelium, Fürbitten und weitere Gebete sollen gehört und innerlich aufgenommen werden – und nicht anhand der Texthefte von allen Gottesdienstteilnehmern kontrolliert werden.

Dafür bietet ein solches Heft die Möglichkeit, den Ablauf des Gottesdienstes mit kleinen Sprüchen zu garnieren (z.B. dem Trauspruch), zusätzlich ein oder zwei schöne Texte abzudrucken, die zur Besinnung dienen und im Ablauf des Gottesdienstes keinen Platz mehr gefunden haben.
In diesem Heft ist weiterhin Platz für ausgiebige Danksagungen, in der die Mitwirkenden namentlich genannt werden (z.B. Solisten, Musiker oder Lektoren und Blumendesigner). So braucht man das nicht im Gottesdienst zu tun.

Ein schön gestaltetes Gottesdienstheft ist dann auch noch nach Jahren eine gute Erinnerung und ein Schmuckstück, das auch im Hochzeitsalbum einen Platz finden kann.

Thema des Gottesdienstes

Manche Brautleute oder Vorbereitungsteams sind es gewohnt, dass Gottesdienste ein „Thema“ haben wie z.B. „Baum“, „Weg“ oder „Engel“ etc. Einmal abgesehen davon, dass jeder Gottesdienst in Jesus Christus schon Thema genug hat, wirkt gerade ein Trau-Gottesdienst mit einem zusätzlichen „Thema“ überladen und überfrachtet.

Das Thema das Gottesdienstes sind auch nicht die Brautleute und deren Lebensgeschichte. Aber das heißt nicht, dass bestimmte Eigenarten oder Lebensumstände – oder auch Symbole und Bilder – einen guten Hintergrund abgeben für das eigentliche Thema des Gottesdienstes: Gottes Liebe, gespiegelt in der Liebe der sich Trauenden. Solche Symbole können zur Gestaltung des Heftchens beitragen oder als Predigtanregung dienen. Dazu müssen sie nicht zum „Thema“ erklärt werden.

Der Trauspruch

Wenn jedoch der Gottesdienst sinnvollerweise kein „Thema“ hat, ist an dessen Stelle der Trauspruch sehr sinnvoll. Eigentlich stammt diese Tradition aus der evangelischen Kirche, in der der Trauspruch meist auch die Grundlage für die Predigt ist (während bei uns die Predigt immer Auslegung des Evangeliums sein sollte).
Mittlerweile ist der Brauch, sich für die Ehe einen Trauspruch zu überlegen, auch in der katholischen Kirche üblich – immerhin überlegen sich ja auch Priester vor ihrer Weihe einen „Primizspruch“ wie auch die Bischöfe zu ihrer Weihe. Ein solcher Spruch ist allerdings nicht nur ein „Motto“, sondern Anspruch, Absichtserklärung und Verheißung Gottes zugleich.

In der Messfeier kann der Priester den Trauspruch in der Begrüßung aufgreifen, in der Predigt oder unmittelbar vor der Trauung.

Es ist soweit – draußen vor der Tür

Interessanterweise beginnt der eigentliche Gottesdienst auf der Schwelle der Kirchentür. Früher wurde die Ehe dort geschlossen – im Spannungsfeld zwischen Kirche und Welt. Als Verheiratete zogen nach der Eheschließung Mann und Frau in die Kirche, um dort einer nicht mehr besonders gestalteten Messe zu lauschen.

Von diesem Brauch, die Ehe bereits an der Tür zu schließen, ist die Tradition geblieben, dass Pfarrer und Messdiener die Brautleute an der Kirchentüre empfangen und feierlich in die Kirche geleiten. Aber auch in dieser veränderten Form hat das seinen Sinn: Beide, Mann und Frau, finden sich nicht einfach irgendwie in der Kirche ein, um dann den Gottesdienst zu beginnen. Sondern das gemeinsame Hineinschreiten in die Kirche ist bereits Gottesdienst und Symbol: „So soll unsere Ehe sein: Gemeinsam auf den Weg zu Gott. Hand in Hand in den Himmel!“

Aus praktischen Gründen fragt der Pfarrer die Brautleute an der Tür nach ihren Ringen, nimmt sie entgegen und übergibt sie den Messdienern, die dann sicherlich gut auf die Ringe aufpassen.
Manchmal hat sich die Gemeinde bereits in der Kirche versammelt, manchmal warten alle mit dem Brautpaar vor der Kirchentür. Beides ist aussagekräftig: Einmal ist das Hineinschreiten in die Kirche zu Gott auch das Hineingehen in die Gemeinschaft der Glaubenden. Das andere Mal zeigt sich in der hereinströmenden Festgemeinde das wandernde Volk Gottes, das gemeinsam mit dem Brautpaar unterwegs ist.

Aus praktischen Gründen empfiehlt sich jedoch bei größeren Gemeinden, nicht mit allen vor der Türe zu warten. Sonst kann allein der Einzug – bis alle ihren Platz haben – 15 Minuten dauern.

An der Tür sollten zumindest die Trauzeugen beim Brautpaar sein und es in die Kirche begleiten; meistens werden beide noch begleitet von „Blumenkindern“ und Trägern der Tauf- bzw. Traukerze.

Aus dem Amerikanischen kommt der Brauch, dass der Bräutigam bereits vorne am Altar wartet und der Brautvater feierlich die Braut nach vorne geleitet, um die Braut dem Bräutigam zu übergeben.
Leider ist diese Form – so romantisch sie wirken mag – nicht sonderlich christlich; sie stammt aus der Vorstellung, dass der Brautvater die Braut aus seinem „Besitz“ an den Bräutigam „übergibt“. Das ganze Geschehen sieht dann mehr nach „Warenübergabe“ aus als nach gleichberechtigter gegenseitiger Annahme. Warum führt dann nicht die Bräutigam-Mutter ihren Sohn zum Altar…?
Ich gebe zu, dass an diesem Ritus viele Brautpaare so viele Emotionen knüpfen, dass sie nur schwer davon lassen wollen. Es gibt sicher auch Priester, die dem nachgeben und das Problem als nicht so schwerwiegend ansehen. Für mich jedoch haben solche, letztlich die Frau herabsetzenden Riten, im Gottesdienst unserer Kirche keinen Platz.

Über die Gestaltung des Gottesdienstes gibt es einen eigenen Artikel:

Im Gottesdienst

Die Unterschrift der Trauzeugen

Wie im Artikel über die Vorbereitungen schon erwähnt, wurde ein „Protokoll“ über den Ehewillen angefertigt. Dieses Eheprotokoll soll im Gottesdienst, nachdem die Ehe (nicht durch Unterschrift, sondern durch das Bekenntnis zum Ehepartner) geschlossen wurde, von den Zeugen unterzeichnet werden. Drei Zeugen unterschreiben, was sie gehört und gesehen haben: Die beiden Trauzeugen und der „qualifizierte Zeuge“, der Priester (oder Diakon). Mit dieser Unterschrift wird die Ehe nicht geschlossen, sondern nur dokumentiert. Zwar kann die Unterschrift auch am Ende des Gottesdienstes erfolgen – manchmal auch erst nach dem Gottesdienst -, sinnvoller ist es jedoch, die Unterschriften direkt nach der Eheschließung von den Trauzeugen leisten zu lassen. Dann sieht jeder, was die Aufgabe der Trauzeugen ist.

„Nun dürfen sie die Braut küssen“

Einige Brautpaare fragen mich als Priester danach, ob ich dann – wenn sie nun wirklich verheiratet sind – nicht offiziell zum Brautkuss auffordern kann. Wieder einmal orientieren sie sich dabei an den amerikanischen Hollywood-Hochzeiten. Leider (für die Brautleute) lehne ich das ab.
Nicht – um jedes Missverständnis zu vermeiden – weil ich es für unangemessen halte, sich in der Kirche den „ersten heiligen Kuss“ zu geben. Gott mag es, wenn Menschen sich lieben und sich diese Liebe durch einen Kuss zeigen. Von mir aus auch an dieser Stelle.
Aber der Brauch, den Brautleuten den Kuss zu erlauben, stammt aus der Zeit, in der der Kuss vor der Ehe verboten war. Nun wird auf der einen Seite der Kirche vorgeworfen, sich mit solchen Verboten unerlaubt in die Privatangelegenheiten der Liebenden einzumischen – und dann vom Priester verlangt, eine offizielle Erlaubnis auszusprechen (so, also ob das Verbot vorher eine Super-Idee der Kirche gewesen ist). Das ist schon irgendwie schizophren.

Außerdem ist es mal wieder seltsam, dass ich ausgerechnet dem Bräutigam erlauben soll, die Braut zu küssen. Warum nicht der Braut: „Nun dürfen Sie den Bräutigam küssen“? – Hinter diesem ach-so-romantischem Satz steckt doch wieder eine deutliche Herabsetzung der Frau: Sie ist die „Ware“, die vom Brautvater an den Bräutigam überreicht wird und nun – nach der Eheschließung – endlich berührt werden darf. Brrr.
Warum wird von der Kirche eigentlich verlangt, genau das zu tun, was ihr anschließend als Diskriminierung der Frau vorgeworfen wird?

Also: Da ich es niemanden, auch nicht unverheirateten Liebenden verbiete, sich zu küssen, kann ich den Eheleuten in der Messe das Küssen auch nicht erlauben. Punkt.

Ich biete den Brautleuten allerdings schon beim Ehe-Vorbereitungsgespräch an, dass sie sich nach der Eheschließung oder nach dem Trausegen küssen können, wenn sie wollen – aber eben ohne meine Aufforderung. Ich gebe zu, dass einige Priester das Küssen im Gottesdienst für unangemessen halten – füge aber auch hinzu, dass viele Brautpaare ebenso denken und sich lieber nach dem Gottesdienst vor der Kirche ihren „ersten heiligen Kuss“ geben (vor laufenden Kameras bzw. schussbereiten Fotografen). Die Begründung „wir küssen uns ja auch sonst nicht in der Kirche“ finde ich dabei gar nicht so abwegig.

Der Moment nach der Trauung

Nach dem Trausegen (und der sich daran evtl. anschließenden Unterschrift der Trauzeugen) gibt es den Brauch, diesen Moment noch etwas stehen zu lassen und nicht sofort mit den Fürbitten weiterzumachen.
Falls die Vorbereitenden an dieser Stelle einen Text vorgesehen haben (manchmal sogar von den Eheleuten selbst verlesene Ehewünsche oder -versprechen), sollte sich dieser nicht direkt an den Trausegen anschließen, damit deutlich wird, wo die liturgische Eheschließung endet und die persönliche Gestaltung beginnt. Am schönsten als „Trennstrich“ nach der kirchlichen Trauung (vor den persönlichen Gedanken oder den Fürbitten) wäre natürlich ein Moment der Stille – oder ein Lied, ein Musikstück oder ein Sologesang.

Überhaupt nicht sinnvoll ist es, wenn an dieser Stelle alle möglichen Gäste ans Mikro treten und dem frischgebackenen Ehepaar ihre persönlichen Wünsche mit auf den Weg geben (auch nicht für die Trauzeugen oder dem Brautvater). Das hat seinen Platz in der anschließenden weltlichen Feier, nicht im Gottesdienst.

Der Auszug

Am Ende des Gottesdienstes – nach Schlussgebet und Segen – sollte noch ein gemeinsamer Gesang erfolgen. Erst im Anschluss daran erfolgt der feierliche Auszug aus der Kirche.

Trau- bzw. Taufkerzen
Oft nehmen die Brautleute bzw. die „Kerzenkinder“ die Trau- oder Taufkerzen in Empfang. Da diese aber den ganzen Gottesdienst über gebrannt haben, hat sich oft viel flüssiges Wachs gebildet, so dass manche Kerzenträger in diesem Moment schnell zu „Wachsfiguren“ geraten können. Es empfiehlt sich evtl. die Kerzen durch den Küster löschen zu lassen und erst einige Zeit danach (oft durch die Trauzeugen) mitzunehmen.

Blumenkinder
Beim Auszug streuen oft kleine Kinder Blütenblätter auf den Weg der Eheleute. Falls das schon innerhalb der Kirche geschieht, findet das nicht unbedingt den Beifall der Küster. Also, vorher fragen und evtl. erst vor der Kirche streuen (lassen)!

Reis
Noch weniger Beifall findet der Brauch, die frisch getrauten Eheleute mit Reis zu bewerfen. Zunächst ist dieser Brauch heidnisch geprägt, zudem verbietet sich aber auch ein solcher Umgang mit Lebensmitteln. Nicht zuletzt wird aber auch der Sinn dieses Zeichens (Steigerung der Fruchtbarkeit) weder von den Werfenden noch von den Eheleuten verstanden oder in diesem Sinn gewollt.

Für die Reihenfolge des Auszuges gibt es keine verbindlichen Regeln, im Grunde erfolgt der Auszug ähnlich wie der Einzug: Messdiener, Priester, (Blumenkinder und Kerzenkinder), das Brautpaar und die Trauzeugen. Manchmal verzichtet der Priester auch auf die „Vorreiterrolle“ und lässt den Brautleuten den Vortritt – zur Freude der Fotografen.

Einzelfragen

Foto & Film
Natürlich soll ein Ereignis wie die Trauung gebührend festgehalten werden – mit Fotos, Video und Tonaufnahmen. Was allerdings im Nachhinein wunderschön romantisch aussieht, kann bei der Erstellung jede Romantik zerstören. Gerüchte zufolge soll sogar mal ein Videofilmer die Trauung unterbrochen haben mit der Aufforderung: „Äh – könnten Sie das Ja-Wort noch mal geben? Ich hab’s nicht aufgenommen!“ – Das geht natürlich nicht.

In manchen Kirche herrscht deshalb ein grundsätzliches Fotografier- und Filmverbot während der Gottesdienste; aber – so denke ich – das ist das andere Extrem. Sicherlich ist es möglich, Fotos zu machen und Videoaufnahmen zu erstellen, ohne den Gottesdienst zu stören.

Hilfreich ist es deshalb, nur einen (professionellen) Fotografen zu bestellen, der sich rechtzeitig mit dem Priester in Verbindung setzt und fragt, was möglich ist, wann und wie.

Tonaufnahmen
Oft gibt es in der Sakristei (dem Vorbereitungsraum für die Gottesdienste) die Möglichkeit, direkt von der Lautsprecheranlage Tonaufnahmen aufzuzeichnen. Sprecht den Priester oder Küster darauf an.

Chöre und Musikgruppen
Manche Brautleute wünschen sich zur Trauung, dass der Kirchenchor singt oder – je nach Geschmack – der örtliche Jugendchor oder eine Musikgruppe. Das gehört allerdings nicht zum „Service“ einer Gemeinde.
Mit anderen Worten: Das ist nur möglich, wenn Ihr einen persönlichen Kontakt zum Kirchenchor habt oder eine Musikgruppe kennt, die Euch zuliebe bereit ist, den Gottesdienst zu gestalten. Vor allem, wenn ein Chor aus einer anderen Gemeinde als der, in der die Trauung stattfinden soll, zusagt, sollte zuvor der Priester informiert bzw. gefragt werden.

Weltliche Musikgruppen – z.B. die Tanzband, die anschließend auch auf dem Hochzeitssaal spielt – sind in der Kirche meistens fehl am Platz.

Musik von CD
Manche Brautleute wünschen sich, dass im Laufe des Gottesdienstes das eine oder andere Lied von CD eingespielt wird. Technisch gesehen ist das in vielen Gemeinden durchaus möglich – aber sinnvoll ist es selten. Der Gottesdienst lebt von den Menschen, die ihn gestalten und bereichern – nicht von den medialen Möglichkeiten. Eine Musik von CD – mag sie noch so emotional sein – bleibt ein Fremdkörper.

Vielleicht ist der Priester der Gemeinde dennoch bereit, Musik „aus der Konserve“ zuzulassen. Aber wenn Ihr die Möglichkeit habt, das gleiche Stück live zu singen oder zu spielen, ist das allemal schöner.

Die Liedauswahl
Ein wesentliches Element des Gottesdienstes sind die Gesänge, die alle gemeinsam anstimmen. Daher solltet Ihr Euch gründlich überlegen, welche Lieder gut passen und gleichzeitig auch so bekannt sind, dass sie von möglichst allen Gottesdienstbesuchern mitgesungen werden können.
Schwierig wird die Liedauswahl allerdings dadurch, dass an den verschiedenen Stellen des Gottesdienstes nicht einfach irgendein Lied gesungen werden kann. Welches Lied wann passt, sprecht also mit jemanden ab, der Ahnung hat – entweder auch mit dem Priester, dem Organisten oder anderen, die Erfahrung in diesen Dingen haben.

Liedvorträge
Aber auch den Liedern, die von CD eingespielt werden sollen oder die instrumental oder per Gesang vorgetragen werden, gibt es Grenzen sowohl vom Musikstil her, als auch von der Liedintention her. So verbieten sich im Gottesdienst Techno-, Punk- und Metalmusik genauso wie Lieder mit allzu weltlichen Themen oder gar kirchenkritischen Texten. Aber auch schöne Musical-Balladen, Pop-Schnulzen oder Opern-Arien können im Gottesdienst störend wirken, weil sie oft die Liebe zwischen den Menschen vergöttern und dabei die Quelle der Liebe – nämlich Gott – vergessen. Gerade die aber wollen wir im Gottesdienst feiern.

Manche Organisten oder auch Priester wehren sich gegen den immer wiederkehrenden Wunsch, ein Ave-Maria zu singen oder spielen. Überhaupt gibt es in der Liedauswahl eine breite Grauzone, in der die Meinungen darüber auseinander gehen, was noch passend ist. Letztlich entscheidet auch hier der Priester.

Andere Gottesdienstformen
Die hier vorgestellte Gottesdienstform ist die Eucharistiefeier. Das sollte auch der Normalfall für zwei Getaufte sein, die heiraten wollen.
Aber es ist eben nicht immer der Fall, dass beide Brautleute getauft sind oder eine kirchliche Trauung wünschen. Selbst, wenn einer der Brautleute nicht-katholisch oder sogar nicht-getauft ist, ist eine kirchliche Trauung sinnvoll und möglich; aber dann ist oft eine Eucharistiefeier nicht so passend.

An der Trauung selbst ändert sich durch den Wechsel von Messe zum Wortgottesdienst nicht viel, auch die meisten Hinweise in dieser Hinführung behalten ihre Gültigkeit. Lediglich der Gottesdienstablauf ändert sich ein wenig.

Bei der Karl-Leisner-Jugend findet Ihr einen Plan sowohl für die Messfeier als auch für den Wortgottesdienst, der bei der Gestaltung sehr nützlich ist: Gottesdienstplan für eine Eucharistiefeier und für Wortgottesdienst.

Diakone? Priester? Pfarrer? Kapläne? Pastöre?
In diesem Artikel ist häufig vom «Priester» die Rede. Das kann natürlich der junge Kaplan oder der ergraute Pfarrer sein (oder auch ein junger Pfarrer und ein ergrauter Kaplan). Nicht vergessen werden sollte jedoch, dass auch Diakone Trauungen vollziehen können – und schließlich auch Bischöfe und Päpste. Deshalb müsste die korrekte Erwähnung in dieser Katechese immer „Zelebrant“ lauten; ich wechsle jedoch aus stilistischen Gründen zwischen allen möglichen Bezeichnungen hin und her (immer nur «Zelebrant» zu schreiben, schien mir einfach zu eintönig).

Alle Angaben ohne Gewähr – Der Disclaimer

Alles, was ich hier geschrieben habe, hat sich im Laufe vieler Jahre anhand vieler Hochzeiten in vielen verschiedenen Pfarrgemeinden bewährt. Dennoch übernehme ich keine Garantie, dass es nicht ausgerechnet in Eurer Hochzeitsgemeinde andere Regelungen gibt. Oder Ihr Euch einen Traupriester wählt, der mit einigen der genannten Regelungen nicht einverstanden ist. Das mag sein – unsere Kirche ist bunter, als manche annehmen. Ich wünsche Euch, dass Ihr Euch dennoch gut arrangiert und einen schönen Traugottesdienst haben werdet!

Hier eine ausführliche Beschreibung des Gottesdienstes zur Trauung

Die Ehe

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