von Helmut Michels, Ibbenbüren

Eine gute Möglichkeit, mystagogisch in die Heilige Messe einzuführen (zu erklären und gleichzeitig zu erfahren), bietet sich, wenn die Feier der Messe durch einen Sprecher kommentiert wird. Hier finden sich beispielhafte Kommentare für den zweiten Teil der Messe: Dem Wortgottesdienst

Wortgottesdienst: dass Jesus der Christus ist

Lesung: Prophezeiung und Zeugnis

Nach der Eröffnung der Messe, in der wir Gott um Vergebung gebeten und Vergebung erlangt haben, beginnt ihr erster Teil, der Wortgottesdienst. Im Wortgottesdienst lehrt und mahnt uns Gott selbst mit Lesung, Evangelium und Predigt. Dem Wortgottesdienst wiederum folgt der zweite Teil der Messe, die Eucharistie, mit der Darbringung von Brot und Wein, deren Verwandlung und Kommunion. In dieser grundsätzlichen Zweiteilung der Messe zeugen von der Gegenwart Christi die zwei Hinterlassenschaften (Quellen würde der Historiker sagen), durch die uns Christus überliefert ist und durch die wir uns seiner Göttlichkeit zu nähern versuchen: nämlich durch sein Wort, d. h. die Kunde von ihm, und durch Brot und Wein.

Die Lesung bezeugt uns als erstes, d. h. sie bestätigt und beglaubigt, dass Jesus von Nazareth der lang erwartete Messias ist. Entsprechend sind die Stellen aus dem Alten Testament ausgewählt (meist den Propheten, alt heißt hier nicht veraltet, sondern ehrwürdig) oder aus den Briefen des Neuen Testamentes. Der Behauptung, das Wort des lebendigen Gottes gehört zu haben, stimmt die Gemeinde mit einem Psalm oder einem Dankwort zu. „Dank sei Gott!“, sagen wir, „Dank sei Dir, Gott!“, meinen wir, denn Gott ist ja gegenwärtig. So prophezeit der alttestamentliche Text den Christus und der Brief des Neuen Testamentes bezeugt ihn.

Evangelium: Christus spricht zu uns

Dem Zeugnis des Lektors, wir hätten das Wort des lebendigen Gottes gehört, haben wir mit einem Antwortpsalm und oder mit einem Dankwort zugestimmt.

Es folgt nun der Vortrag des Evangeliums, in dessen Worten sich die Person Christi und seine großen Taten selbst zeigen. Das Evangelium wird daher verkündet, d. h. besonders feierlich mitgeteilt und bekannt gemacht:

  • einmal indem wir aufstehen,
  • dann indem in der Osterzeit das Halleluja des Priesters uns
  • auffordert, Gott zu preisen,
  • durch Kerzen, Weihrauch und die Prozession mit dem
  • Evangeliar zum Ambo,
  • und schließlich durch unser kleines Kreuz auf Stirn, Mund und Brust.

So ist der erste Höhepunkt der Messe deutlich bezeichnet. Nun steht Christus selbst vor uns in der Gestalt seines Wortes.

Aus Andacht und Respekt, aus Scheu und hoher Achtung, aus Ehrfurcht eben vor seiner Würde und Erhabenheit, vor seiner Majestät stehen wir auf. Es reichte nicht mehr und schickte sich nicht, es wäre unpassend und unangemessen, wie bei Lesung und Predigt bloß sitzend zuzuhören. Noch besser sollen wir aufpassen, kein einziges Wörtchen versäumen.

Kerzen und Weihrauch begleiteten auch den Kaiser, wenn er feierlich durch die Straßen zog. Kein Wunder, dass die Christen das Nahen des Höchsten auf diese Weise in die Messe übertrugen. Mit dem kleinen Kreuzzeichen des Daumens auf Stirn, Mund und Brust bitten und versprechen wir, dass Christi Wort und also er selbst stets in unserem Denken, unserem Reden und unserem Herzen gegenwärtig ist.

Predigt: Die Bedeutung der Schrifttexte

Schon im jüdischen Gottesdienst folgte nach der Verlesung einer hebräischen Schriftstelle ihre Erläuterung und Zusammenfassung in der Landessprache. Die Predigt soll also nichts anderes sein als die Verkündigung des Evangeliums, der frohen Botschaft, des kaiserlichen Wortes. Es wechselt nur die vorgegebene feste Form zur freien Rede. Auch in der freien Rede belehrt und ermahnt uns Christus, nur eben mit anderen Worten, mit den Worten des Priesters, der dem Laien die Schrift wie ein Dolmetscher übersetzt.

Glücklich der, dem es geht wie den zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Es brannte ihnen das Herz, als Jesus ihnen den Sinn der Schrift erschloss. Denn sie dürsteten nach dem erklärenden Wort.

Credo: Unser Glaube als Antwort

Das Glaubensbekenntnis (Credo – ich glaube) formuliert wesentliche Einsichten und gibt einen Überblick über die Heilsgeschichte. Mit dem Credo antworten wir auf das zuvor Gehörte. Was uns in Lesung und Evangelium vorgetragen worden ist, erkennen wir dadurch als wahr an. Das Credo auszusprechen, ist also ein Gotteslob und eine bin­dende Entscheidung jedes Einzelnen für Jesus Christus und seine Kirche.

Denn nun ist jeder Einzelne gefordert. Wie bei der Taufe sagen wir: credo – ich glaube. Indem wir aber alle dasselbe Bekenntnis sprechen, begründen wir jedes Mal neu eine Gemeinschaft, die Kirche. Also glauben auch wir.

Was das Glaubensbekenntnis bezweckt, steht schon bei Paulus (Röm 10,9): „Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass er der Herr (Kyrios) sei, und glaubst in deinem Herzen, s Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ Das öffentliche und aufrichtige Bekenntnis, Jesus ist der auferstandene Messias, wird uns also helfen, Leben und letztes Gericht zu bestehen.

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