Erstellt am 2. Dezember 2021 von Claudia Sperlich – mit freundlicher Genehmigung

Die Diskussion mit den Synodalen über „Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche heute“ am vergangenen Sonntag war eine Diskussion darüber, was die Rolle der Frau in der katholischen Kirche nun einmal nie ist. Die tatsächliche Rolle „der Frau“ ist auch nicht so leicht fassbar, weil es die „Frau an sich“ ja nicht gibt. Frauen können Dozentinnen an Priesterseminaren sein, sie können Pfarrhaushälterinnen sein, sie können Ehefrauen, Mütter, Professorinnen, Schriftstellerinnen, Ordensfrauen, geweihte Jungfrauen, geweihte Witwen, Pfarrsekretärinnen, Rendantinnen, Malerinnen, Bildhauerinnen, Organistinnen, Putzfrauen, Ärztinnen, Köchinnen oder was auch immer sein und auf unzählige Weise Gott und Seiner Kirche dienen. Manch eine hat das Charisma, um sich herum Frieden und Freude zu verbreiten, andere haben ein besonderes Organisationstalent – und so weiter. Gemeinsam ist allen Tätigkeiten für Gott und Kirche, daß sie sich als Dienst verstehen. Aber das ist nicht geschlechtsspezifisch. Der männliche Organist, Rendant, Koch, Lehrer, Mönch usw. dient ebenfalls. Die Rolle des Menschen in der katholischen Kirche heute ist die gleiche wie gestern, vorgestern, am Anfang, morgen und immer: aus Liebe dienender Gehorsam.

Jeder Mensch steht dabei vor der Aufgabe, seine Berufung zu finden und so gut wie möglich zu erfüllen. Bei dem Wort „Berufung“ ganz und gar auf „Priesterweihe“ fokussiert zu sein, ist der Klerikalismus unserer Zeit. Manche Männer sind zu Priestern berufen, manche Männer und Frauen zu Ordensleuten, viele zur Ehe, manche zu Einsiedlern, manche Frauen zu geweihten Jungfrauen, manche Frauen zu geweihten Witwen (männliche Analogien für die letzten beiden Lebensformen gibt es nicht). Wieder andere haben einen Beruf, der zugleich Berufung ist, und dienen Gott in Krankenhäusern, Künstlerateliers, Schulen, Rettungsstellen, Polizeirevieren – oder in welchem Beruf auch immer. Wir sollten nicht vergessen, daß so verantwortungsvolle und wichtige Arbeiten wie Müllentsorgung und Putzen wertvolle Dienste sind, und daß man sie durchaus als Dienst im christlichen Sinne verstehen und ausführen kann. (Wer es nicht glaubt, möge sich die Kirche seiner Heimatgemeinde in seit Monaten ungeputztem Zustand vorstellen, mit längst überquellenden Mülleimern im Pfarrgarten.)

Weil es wegen der Fülle der Möglichkeiten ausgeschlossen ist, in aller Kürze „Die Rolle der Frau“ zu beschreiben, lege ich hier meine eigene, sehr kleine Rolle dar.

Als Lektorin darf ich in der Messe die Lesungen vortragen, zuweilen auch den Psalm. Das mache ich sehr gerne und seit einiger Zeit auch für die italienische Gemeinde. Hierzu und dadurch lerne ich Italienisch. Bei den italienischen Gottesdiensten am Freitag ist kein Musiker, und also singe ich den Psalm und das Halleluja, bin also auch Kantorin – obwohl ich das nie gelernt habe, der Kantorenkurs fiel Corona zum Opfer.

Gelegentlich finde ich die Marienstatue allzu verrußt und verstaubt und greife zu Lappen. Eine Zeitlang war ich Putzfrau in den Gebäuden eines katholischen Friedhofes und habe dort meine Arbeit gut und gerne gemacht. Und es gibt keinen Grund, die Sauberkeit eines Friedhofsklos für weniger bedeutend zu halten als die Arbeit eines Priesters. Putzarbeit ist anders, und es gibt mehr Menschen, die sie tun können, aber selbst der frömmste Leser wird mir zustimmen, daß er auf den priesterlichen Dienst seltener unmittelbar angewiesen ist als auf das Sitzmöbel im Bad. Selbstverständlich ist der priesterliche Dienst mit einer langen und harten Ausbildung verbunden und ich will ihn in keiner Weise schmälern. Zudem handelt Gott unmittelbar durch den Priester bei der Wandlung und Spendung der Sakramente. Aber ich bin nicht klerikalistisch genug, das Priestertum selbst für eine übermenschlich hohe Kategorie zu halten.

Ich diene Gott als Schriftstellerin, als Übersetzerin, als Bloggerin. Außerdem diene ich durch mein Gebetsleben, seit nunmehr fünf Jahren mit dem besonderen Segen der Kirche, in meinem Gelübde. Zugleich ist das ein wundervoller, unerschöpflicher Schatz für mich. Ich diene und werde dadurch beschenkt.

In der Diskussion neulich wurde gefragt, wovor ich „Angst habe“, wenn ich Priesterinnen ablehne. Der Grund für Ablehnung von irgendetwas ist aber nicht notwendig Angst. (Ich lehne bei der Aufgabenstellung 2 · 2 = x die Lösung 5 nicht aus Angst ab, sondern weil sie falsch ist. Kategorien wie Angst und Mut haben da gar nichts zu suchen.)

Im übrigen ist die Berufung jedes Christen, so gut Christ zu sein wie er eben kann. Wie vermutlich jeder andere Christ bleibe auch ich hinter diesem Ideal weit zurück. Jesus Christus, Seine Kirche und Seine Sakramente helfen mir immer wieder auf die Beine. Ich möchte Ihm und ihr dafür nicht in den Bauch treten. Deshalb verteidige ich die kirchliche Lehre.

Dieser Artikel ist dem empfehlenswerten Blog https://katholischlogisch.blog entnommen, der von Claudia Sperlich (Berlin) betrieben wird. Wir danken ihr für die freundliche Genehmigung, den Beitrag übernehmen zu dürfen.

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