Für Anfänger und Wiedereinsteiger

Trotz aller Kirchenkritik und Ablehnung der Institution «Kirche» fühlen sich immer wieder Menschen von der katholischen Liturgie angezogen. Entweder als absolute Neulinge (manche noch nicht getauft) oder als «Heimkehrer», die oft über Jahre nur stille «finanzielle Teilhaber» der Kirche gewesen sind, stehen diese nun dem katholischen Zeichen- und Feier-Reichtum fasziniert, aber in der Mitfeier oft hilflos gegenüber. Damit diese nicht aus Angst, sich zu blamieren, vor der Kirchentür kehrt machen, habe ich diese Einführung in das größte der katholischen Mysterien verfasst: Die Heilige Messe.
Diese erste Begegnung mit der Eucharistiefeier (so der theologische Name für «Messe») soll hier durch ein paar praktische und tiefer führende Ratschläge erleichtert werden. Diese Seite kann aber nicht die Mitfeier selbst ersetzen – und vor allem nicht das persönliche Gespräch mit einem glaubenden und praktizierenden Katholiken, den man sich bei ernsterem Interesse als «Pate» erwählen sollte. Aber vielleicht eröffnen die folgenden Hinweise einen ersten Zugang, bewahren vor Peinlichkeiten und wecken Appetit auf mehr.

Gabenbereitung – Wir setzen uns (oder knien).

Zur Gabenbereitung bringen die Messdiener Brot und Wein zum Altar, währenddessen singt die Gemeinde üblicherweise ein Lied. Schön ist es auch, wenn die Gabenbereitung in Stille gehalten wird und der Priester die Gebete, die er sonst in Stille spricht, laut betet.
Zur Gabenbereitung sitzt die Gemeinde; es ist aber auch möglich, wenn Du im Gebet Gott Teile Deines Lebens oder Deines Alltags übergeben möchtest, Dich dazu hinzuknien.
Die Gabenbereitung schließt mit dem Gabengebet, dass der Priester wiederum mit einleitet. In einigen Gemeinden steht man schon an dieser Stelle auf (besser aber erst beim nächsten Punkt aufstehen).
Die Gabenbereitung gibt dem Priester das in die Hand, was gewandelt und mit Gott verbunden sein soll. Das sind natürlich die eucharistischen Gaben (Brot und Wein), die meist von den Messdienern gebracht werden. Das können auch andere Gaben und Symbole sein (was aber selten vorkommt). Das sollte aber vor allem Dein Leben, Deine Gaben und Taten der letzten Woche sein – oder schlicht: Du selbst. Die Gabenbereitung ist die Zeit, sich Gott anzuvertrauen und zu hoffen, dass er Dich mitverwandelt.
Da wir schon bereit sind, uns hinzugeben, wird in diesem Augenblick auch die Kollekte gehalten. Das ist keine Geldmacherei – das Geld dient (fast immer) einem guten Zweck. Du musst aber nichts geben – es schadet aber auch nichts.

Die Präfation – Wir stehen.

Das Hochgebet («Hoch» steht hier – wie zum Beispiel in «Hochzeit» für «besonders wertvoll») beginnt mit einem dreifachen Zuruf des Priesters an die Gemeinde, die jeweils darauf antwortet (und dazu aufsteht):
Priester: «Der Herr sei mit Euch!» – Gemeinde: «Und mit Deinem Geiste!»
Priester: «Erhebet die Herzen!» – Gemeinde: «Wir haben sie beim Herrn!»
Priester: «Lasset uns danken dem Herrn unserm Gott!» – Gemeinde: «Das ist würdig und recht!»
Anschließend betet der Priester das Präfationsgebet. Hier beginnt ein intimer Dialog zwischen dem Priester (der an der Stelle Jesu steht) und dem Vater. Letztlich besteht Erlösung darin, dass wir an dem Liebesgeschehen zwischen Vater und Sohn teilhaben (durch den Geist). So hat die Gemeinde auch an dem Teil, was der Priester dem Vater an Gebeten, Lob und Bitten vorträgt.

Das Heilig-heilig-heilig

… auch Sanktus (lateinisch mit «c»: Sanctus) genannt. Der Text stammt aus dem Alten Testament und ist der Lobgesang der Engel im Himmel (zusammen mit einem Messiasruf aus dem 118. Psalm), mit dem wir uns hier schon vereinen wollen. Das Gebet beginnt mit dem dreifachen «Heilig». Es kann auch durch ein Heilig-Lied ersetzt werden (was meistens der Fall ist).
Es ist gleich soweit: Gott kommt. Und wir glauben, dass die Engel IHM den Weg bereiten. Im Sanctus-Lied können wir sie buchstäblich hören – und uns mit den Engeln zusammentun.

Das Hochgebet – Wir knien.

Nun spricht der Priester das Hochgebet, ein uraltes Gebet, dessen Kern die Worte Jesu aus dem Abendmahlssaal darstellt: «Das ist mein Leib» und «Das ist mein Blut». An diesen beiden Gebets-Stellen, so glauben wir Katholiken, verwandelt sich Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi – Gott bindet sich – uns zuliebe. Deshalb knien wir: Weil Gott leibhaftig Einzug hält in diese Welt.
Diese besonderen Stellen im Hochgebet werden meist durch Klingelzeichen durch die Messdiener oder durch Glockenschläge besonders hervorgehoben. Wenn Du bis hierhin Deinen eigenen Gebeten und Gedanken gefolgt bist (was nicht sooo schlimm ist), solltest Du jetzt aber Deine Aufmerksamkeit auf den richten, der Deine Nähe sucht: Gott.
Direkt im Anschluss an die Wandlung fragt der Priester (oder Diakon): «Geheimnis des Glaubens?» und die Gemeinde antwortet: «Deinen Tod, o Herr, verkünden wir; und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.»
Am Ende des Hochgebetes (nach dem Gebet «Durch ihn, und mit ihm, und in ihm …» des Priester) stehen wir auf.

Das Hochgebet, das es in vier Versionen gibt, ist ein alter und ehrwürdiger Text, der (je nachdem) seit fast 1.900 Jahren gebetet und immer wieder angereichert worden ist. Dieses Gebet ist so reich an Schätzen, Gedanken und bedenkenswerten Formulierungen, dass ich an dieser Stelle einfach überfordert bin. Für Dich bedeutet das: Im Hochgebet wird es nie langweilig. Nicht, solange wir schauen, hören, staunen und beten.

Das Vater unser – Wir stehen.

Gemeinsam beten wir das Vater unser (siehe Grundgebete). Bevor wir den Schlusslobpreis «… denn Dein ist das Reich …» beten, fügt der Priester den sogenannten «Embolismus» ein, der noch zusätzliche Bitten enthält.
Das «Vater unser» ist das Gebet der Kinder Gottes. Wir stehen kurz davor, in der Kommunion unsere Kindschaft Gott gegenüber zu erneuern. Deshalb dürfen wir an dieser Stelle beten, wie Jesus uns selbst zu beten gelehrt hat.
Der «Embolismus», der vom Priester vor dem «… denn dein ist das Reich» eingefügt wird, erklärt die letzte Bitte des Vaterunsers: «… und erlöse uns von dem Bösen». Mit dem Bösen ist nämlich sowohl ein inneres Böse (unsere Sünde) gemeint, als auch das äußere Böse (Unfrieden) gemeint. Deshalb schließt sich dann auch der Friedensgruß an – der sowohl den inneren als auch den äußeren Kriegszustand beendet (oder zumindest grundlegt).

Friedensgruß

Danach spricht der Priester uns den Frieden mit Gott zu, den wir – falls wir möchten oder vom Priester dazu aufgefordert werden – auch unserem Nachbarn wünschen können. Dazu reichen wir den umstehenden Mitfeiernden die Hand und wünschen «Der Friede sei mit Dir!». (Es ist nicht sinnvoll, an dieser Stelle einen Rundgang durch die ganze Gemeinde zu machen – es reicht, denen den Frieden zu wünschen, die wir vom Platz aus erreichen können.)
Es geht an dieser Stelle nicht um einen Friedensschluss zwischen denen, die mitfeiern. Das ist bereits zu Beginn des Gottesdienstes im Schuldbekenntnis geschehen. Jetzt wünschen wir den Mitfeiernden nicht «unseren Frieden», sondern den Frieden mit Gott. Das ist ein Unterschied! (Auch wenn der Friede mit Gott dazu führt, dass wir untereinander Frieden halten). Gott, der Frieden mit uns schließt, ebnet somit selbst den Weg zur geistlichen Vereinigung in der Kommunion.

Lamm Gottes – Agnus Dei

Während der Priester hiernach die Hostien bricht (ein Zeichen dafür, dass Jesus sich hingab und für uns am Kreuz «zerbrach»), beten wir das Lamm Gottes (hier der Text) oder singen es als Lied. In einigen Gemeinden ist es üblich, sich bei jeder Wiederholung an die Brust zu schlagen.
Wir vereinen uns in der Kommunion mit Christus, der für uns gestorben ist. Jesus hat für uns gelitten wie ein «Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird». Wenn wir Jesus als «Lamm Gottes» bekennen, dann wissen wir auch, dass wir seinem Leiden alles verdanken – und auch bereit sind, es IHM gleichzutun. Die letzte Wiederholung des «Agnus Dei»-Gebetes endet mit der Bitte um den Frieden: Der Friede, der uns wirklich «befriedet», ergibt sich aus dem Sterben und Tod Jesu.

«Seht das Lamm Gottes …» – Wir knien.

Direkt im Anschluss daran knien wir ein zweites Mal. Der Priester zeigt uns Kelch und Hostie und betet: «Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt.» – Die Gemeinde antwortet: «Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund». Auch dazu kann man sich an die Brust schlagen (einmal mit zur Faust geschlossenen Fingern, die dann auf der Brust liegen bleiben).
Bevor Gott zu uns kommt, bekennen wir, dass wir ein solch großes Geschenk nicht verdient haben. Das hat nichts mit «Unterwürfigkeit» und «Schlechtmachen» zu tun: Wahre Liebe erkennt immer, dass die Liebe des Anderen nie verdient ist. Der Satz «Herr, ich bin nicht würdig …» stammt übrigens aus dem Mund eines römischen Hauptmannes, der Jesus um Heilung seines Sohnes gebeten hatte; da aber Juden römische Häuser nicht betreten durften, sagte er: «Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, und mein Sohn wird gesund». Jesus fand das ganz toll und hat den Hauptmann uns als Vorbild empfohlen. Also halten wir uns daran.

Die Kommunion

Zunächst gilt, dass es nur für getaufte Katholiken Sinn macht, die Kommunion zu empfangen. (Darüber hinaus ist es dem Priester nicht gestattet, Nicht-Katholiken die Kommunion zu reichen). Denn der Empfang des Leibes Christi ist die «Anwendung» der Erlösungstat Christi, indem wir Kirche = Leib Christi werden. (Hierzu empfehle ich die Katechese «Kirche»). Evangelische wollen nicht Teil der katholischen Kirche werden, Ungetaufte können es (noch) nicht.
Aber auch für Katholiken stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, zur Kommunion zu gehen und den Leib Christi zu empfangen. Davon sollte man auf jeden Fall Abstand nehmen, wenn man sich einer schweren Sünde bewusst ist – für solche Fälle gibt es das geniale Sakrament der Beichte. Aber auch, wenn Du als Katholik länger nicht an der Messfeier teilgenommen hast, solltest Du nicht schon beim ersten Kirchbesuch den Leib des Herrn empfangen, sondern Dich erst wieder innerlich mit Gott und der Kirche anfreunden und am Besten ebenfalls Beichten gehen.
Wenn Du nun zur Kommunion gehst, so beachte bitte die lokalen Gepflogenheiten. In einigen Gemeinden schließt man sich einer Reihe an, an dessen Spitze die Kommunion ausgeteilt wird, in anderen Gemeinden stellt man sich entlang einer Kommunionbank oder der Altarstufe auf. Bitte erst einmal hinschauen – eine Störung gerade in diesem Augenblick trifft die gläubigen Katholiken besonders – und auch für Dich sollte der Kommunionempfang nicht allein darin bestehen, von einem Fettnäpfchen ins andere zu treten.
Zunächst zeigt der Priester Dir die Hostie und sagt: «Der Leib Christi.» – Darauf solltest Du, noch bevor Du etwas tust, mit «Amen» antworten (auch wenn das viele erst nach dem Empfang tun – es ist sinnvoll, zunächst die Gegenwart Gottes durch das «Amen» anzuerkennen). Danach empfängst Du die Heilige Hostie – den Leib unseres Herrn Jesus Christus.
Der Kommunionempfang selber kann auf unterschiedliche Weise geschehen: Die Hostie wird je nach Deinem eigenen Dafürhalten in der Form der Mund- oder der Handkommunion gereicht. Die Mundkommunion kannst Du wiederum stehend – oder, wenn möglich – auch kniend empfangen. Welche Art des Kommunionempfanges Du bevorzugst, bleibt zwar Dir überlassen, hängt aber auch davon ab, was in der Gemeinde üblich ist. Die alte, traditionelle Weise des Kommunionempfanges ist die der Mundkommunion.

Handkommunion

Wenn Du die Handkommunion wünscht, solltest Du deutlich die Hände zum Empfang dem Priester entgegenhalten, und zwar indem Du die linke, geöffnete Hand in rechte Hand legst. Wird die Kommunion in einer Reihe ausgeteilt, trittst Du nun einen Schritt zur Seite und nimmst mit der rechten Hand die Hostie und führst sie in den Mund. (Vermeide auffälliges Kauen oder sogar Schmatzen!) Eine kleine Verneigung sollte sich immer anschließen.

Mundkommunion

Wenn Du die Mundkommunion empfangen möchtest, solltest Du die Hände vor der Brust gefaltet lassen und nach dem «Amen» den Mund öffnen und die Zunge ein wenig hervorstrecken. Der Priester legt Dir dann die Hostie auf die Zunge. (Bitte nicht die Hostie mit den Zähnen entgegen nehmen!) Nach dem Kommunionempfang kann eine Verneigung und ein Kreuzzeichen angeschlossen werden.

Danksagung – Gebet nach der Kommunion

Nach dem Kommunionempfang suchst Du in alle Ruhe wieder Deinen Platz auf. Dort verweilst Du eine Zeit im Gebet – dazu empfiehlt sich das Hinknien und das Schließen der Augen (manche legen beide Hände aufs Gesicht, um mit Gott allein zu sein). Wer möchte, kann so bis nach dem Segen knien bleiben.

Schluss des Gottesdienstes

Am Ende des Gottesdienstes lädt der Priester (nach dem Tages- und Gabengebet) zum dritten Mal zum Gebet ein, in dem er «Lasset uns beten» sagt. Die Gemeinde erhebt sich dazu oder bleibt bis zum Segen knien.
Nach dem Schlussgebet leitet der Priester den Segen ein, indem er wiederum «Der Herr sei mit Euch» sagt und die Gemeinde mit «Und mit Deinem Geiste» antwortet. Er erteilt den Segen mit einem großen Kreuzzeichen (mit nach oben gerichteten Fingern), wir empfangen den Segen, indem wir uns auch bekreuzigen (allerdings mit Fingern, die auf unseren Körper zeigen).
Danach entlässt uns der Priester mit dem Entlassgruß: «Gehet hin in Frieden!», wir antworten «Dank sei Gott, dem Herrn».
Allerdings bleiben wir noch bis zum Schluss des sich meistens anschließenden Schlussliedes. Sehr schön ist es, wenn wir auch nach dem Lied noch einen Augenblick in der Bank verweilen (vielleicht sogar wieder knien) und Gott für diese Feier danken. Eine kleine Auswahl mit Gebeten nach der Hl. Messe findest Du hier.
Die Messe schließt mit einer Art «zweiten Austeilung»: Wir, die wir durch die Kommunion selbst zum Leib Christi (also zur Kirche) geworden sind, werden nun durch das «Gehet hin in Frieden!» an die Welt ausgeteilt. In Frieden (!) sollen wir die Welt verwandeln, so wie wir Katholiken durch das gewandelte Brot selbst in Leib Christi gewandelt wurden (ziemlich viel Wandlung also – wer mitgezählt hat: Es sind drei.)

Wir gehen …

Unmittelbar nach Verlassen der Bank ist es üblich, zum Altar gerichtet eine Kniebeuge zu machen, am Ausgang der Kirche nehmen wir (zumindest, wenn wir getauft sind) wieder das Weihwasser und bekreuzigen uns damit. Liederbuch zurücklegen nicht vergessen!
Ein schöner Brauch ist es, in der Kirche noch ein so genanntes «Opferbild» aufzusuchen; das ist ein Bild meistens von der Gottesmutter Maria, vor dem Du Kerzen entzünden kannst. Die brennende Kerze ist ein Zeichen für Dein anhaltendes Gebet – vielleicht in einem besonderen Anliegen oder für eine bestimmte Person. Du kannst auch mehrere Kerzen entzünden (aber nicht vergessen, dafür auch ein kleines finanzielles Opfer zu bringen – falls Du Geld hast. Wenn nicht – naja, Hauptsache, die Kerze brennt). Ein paar Gebete, die Du zum Anzünden einer Kerze beten kannst, findest Du z.B. im Internet.

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Schlagwörter: , , , , , , , , Last modified: 23. Mai 2020