Scheinbar sind die Sakramente „lebensbegleitende Maßnahmen“. Geburt (begleitet durch die Taufe), Übergang zum Erwachsenwerden (Firmung), Sterben und Tod (Krankensalbung) werden durch die Sakramente religiös gedeutet und mit Gott in Verbindung gebracht.

Das ist in bestimmter Hinsicht nicht falsch – aber darin erschöpfen sich die Sakramente nicht! Ein Erwachsener, der in die Kirche aufgenommen wird, wird ebenfalls getauft und gefirmt; seine Taufe ist dann wohl kaum ein „Willkommensfest für Neugeborene“. Nein – in Wirklichkeit haben die Sakramente zwar eine Ausstrahlung auf die Lebensphasen des Menschen, sind aber nicht an diese gebunden.

Für das Sakrament der Ehe ist das jedoch anders. Hier wird ausdrücklich eine Lebensentscheidung zweier Menschen aufgegriffen und religiös gedeutet. Was ein besonderes Licht auf unseren Gott wirft.

Die Sakramente der katholischen Kirche sind nicht nur Heilszeichen, sondern sie vermitteln und bewirken das Heil (wer mehr dazu erfahren will, lese bei der Karl-Leisner-Jugend nach: Katechese über Sakramente oder unter „Absolutheitsanspruch der Kirche“). Natürlich liefern die Sakramente das Heil nicht wie ein Automat, bei dem man einfach nur die richtigen Knöpfe drücken muss. Das Bemühen des Menschen ergänzt die Wirkung der Sakramente, im Zusammenwirken von Mensch und Gott gewinnen wir das ewige Heil.

Hm… Heil? Ewiges Heil? Wahrscheinlich ist dieser seltsame Begriff und die Tatsache, dass viele sich darunter nichts mehr vorstellen können, der Grund dafür, dass sowohl die Sakramente, aber auch die Religion insgesamt überflüssig erscheinen. „Heil? Ewiges Heil? Brauch‘ ich nicht…“
Dabei ist dieser Begriff leicht zu übersetzen (nochmal ein Verweis auf die Karl-Leisner-Jugend: „Glauben ist Beziehung“): «Heil» meint nämlich nichts anderes als die wunderbare, von Liebe erfüllte Beziehung zu Gott und all seinen Geschöpfen. Weil wir nicht mehr wirklich „heil“ sind, fallen uns die Beziehungen nicht nur zu Gott, sondern auch zu den Menschen in dieser Welt so schwer und misslingen immer häufiger. Dabei sehnen wir uns alle danach: Ganz und gar zu lieben und geliebt zu werden.

Jetzt wird auch deutlich, warum das Sakrament der Ehe eines der „rundesten“ Sakramente ist: Denn bei der Ehe wird nicht nur durch ein Zeichen (wie z.B. die Salbung oder eine Waschung) etwas an meiner Gottes-Beziehung verändert. Sondern das Zeichen ist selbst eine Beziehung; das äußere Zeichen, in dem Gott sich verbirgt, ist diesmal nicht Brot, Wein, Salbe oder Wasser, sondern die Liebe.

Wir unterscheiden bei den Sakramenten Materie und Form; bei einer Taufe ist die Materie z.B. das Wasser und die Form die gesprochene Taufformel. Deshalb meinen manche, die Materie sei immer etwas Materielles, etwas Sichtbares. Aber das stimmt nicht: Die Materie des Ehe-Sakramentes ist der Ehekonsens… also die Liebe.
Gott verbirgt sich also in der Liebe der Eheleute… was fast schon kein verbergen mehr ist. Deshalb ist die Ehe auch ein Sakrament von besonderer Strahlkraft!

Indem sich zwei Menschen trauen, eine Beziehung zueinander einzugehen, verbessert Gott ihre Beziehungsfähigkeit – so dass sie auch in ihrer Gottes-Beziehung wachsen. Wenn wir noch bedenken, dass dieses Trauen, Vertrauen und Wachsen auch eine Ausstrahlung auf die Welt hat (dazu später mehr), können wir eine dreifache Wirkung erkennen: (Erstens:) Zwei Menschen wagen eine Liebesbeziehung zueinander, die Gott trägt, schützt und erfüllt. (Zweitens:) Darüberhinaus gibt das Sakrament der Ehe eine Ausrichtung: Die Liebe des einen Ehepartner soll den anderen befähigen und bestärken, in seiner Liebesfähigkeit auch Gott gegenüber zu wachsen. Gott befähigt die Eheleute, einander in den Himmel zu helfen. (Drittens:) Schließlich offenbart Gott in der Liebe dieser Menschen, was er sich von allen Menschen erhofft – und allen Menschen anbietet: Nämlich eine ehe-ähnliche Liebesbeziehung.

Wir trauen uns – Gott traut uns

Die erste Wirkung ist die augenfälligste. Manche Brautpaare betonen, dass sie in der Kirche für ihre Ehe den Segen erwarten… „…und an Gottes Segen ist alles gelegen!“.

Das ist sehr verständlich und auch gut. Denn: Auch dann, wenn beide Brautleute sich ihrer Entscheidung absolut sicher sind, bleibt die Ehe ein Wagnis. Keiner weiß, was im gemeinsamen Eheleben passieren wird, welche Probleme sich ergeben und wie weit die Liebe reicht, um sie zu meistern.

Diese Unkenntnis der Zukunft ist vielleicht auch ganz gut so; manchmal schrecken wir ja vor großen Herausforderungen zurück, obwohl wir sie meistern könnten. Da Gott die nötige Kraft nicht im Voraus gibt, sondern erst dann, wenn sie gebraucht wird, würden wir dann vielleicht niemals die Herausforderungen des Lebens annehmen – und somit auch nicht daran wachsen können.

Wenn wir nicht wissen, was da kommen wird, schauen wir auf die Ehe unserer Freunde, Verwandten und Bekannten. Dort zeigt sich leider, dass viele Ehe vorzeitig aufgelöst werden. Deshalb kommen vielleicht Zweifel auf: Überfordert die Ehe uns vielleicht? Kann ein Mensch überhaupt ein so gewagtes Versprechen abgeben..: „Ich will Dich lieben alle Tage Deines Lebens“?

Eigentlich kann das nur Gott versprechen. Und im Sakrament verspricht er es auch – durch den Mann und durch die Frau und sagt: „Ich will Dich lieben – in guten und in bösen Tagen!“ und spricht auch gleichzeitig beiden Brautleuten die Liebe zu, dieses Versprechen zu erfüllen.

Gott gibt aber auch das Versprechen ab, dass er den Eheleuten immer die Gnade geben wird, ihre Ehe zu leben – natürlich unter der Voraussetzung, dass sie es versuchen und wollen. Auch, wenn der Kampf um die Liebe des anderen vielleicht sogar eine vorübergehende Trennung bedeutet (das gegenseitige Wachsen und Wachsen-lassen in der Heiligkeit und Beziehungsfähigkeit bedarf manchmal seltsamer Umwege und ist selten leidfrei), können wir darauf vertrauen, dass diese Wege und Umwege von Gott begleitet sind – und Gott uns schließlich wieder zusammenführt.

So ist die erste Wirkung des Sakramentes – die Stärkung der Ehe – einer der Hauptgründe, kirchlich zu heiraten. Gott möge der Dritte im Bunde sein: Er, die Quelle unserer Liebe. Solange Er zugegen ist, solange hat die Liebe Luft zu atmen.

Bedenke aber: Die kirchliche Eheschließung ist keine selbstwirksame Garantie für die ewige Haltbarkeit dieser Beziehung. Gott verspricht – in jedem Sakrament – nicht anstelle des Menschen zu wirken, sondern mit ihm zusammen. Wer auf dieses Versprechen baut, wird Gottes schützende Hand erfahren.

Wer dagegen nicht glaubt, dass Gott in seiner eigenen Ehe wirkt, der wird sich die Fortführung der Ehe (die er ja dann allein zu verantworten hat) möglicherweise irgendwann nicht mehr zutrauen und scheitern. Gott dann daran die Schuld zu geben, heißt den verantwortlich zu machen, der als erster vor die Tür gesetzt wurde.

Aber das Ehesakrament ist nicht nur ein Abo für die tägliche Gnadenlieferung zur Eheführung, (inklusive der Verpflichtung zur Mitwirkung) – es ist mehr. Es ist das Versprechen, sich für den Ehepartner in den Liebesdienst Gottes zu stellen.

Deswegen empfehlen wir Dir weiterzulesen: entweder die ausführlich Katechese der Karl-Leisner-Jugend zur Ehe (Das Sakrament der Ehe), oder zumindest die nächsten beiden Artikel auf dieser Seite:

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Schlagwörter: Last modified: 25. Januar 2023