Das höchste Fest der Christenheit ist nicht – wie mancher vermutet – das Weihnachtsfest, sondern das Fest der Auferstehung unseres Herrn: Ostern. Das bleibt dem aufmerksamen Gottesdienstbesucher kaum verborgen – und doch gibt es ein Detail, das selbst eifrige Kirchgänger übersehen können.
Nur wer aufpasst, wird bemerken, dass am Gründonnerstagabend ein Gottesdienst eröffnet wird, der erst in der Osternacht seinen Abschluss findet. Am Gründonnerstag beginnt der Abendmahlsgottesdienst nämlich mit Kreuzzeichen und Begrüßung, aber es fehlt der Abschluss und Segen. Am Karfreitag wird das Gedenken zum Sterben und Tod Jesu weder eröffnet noch abgeschlossen; und selbst die Osternacht beginnt ganz unvermittelt mit der Segnung des Feuers. Erst am Ende dieser Nacht wird ein feierlicher Segen gesprochen und mit dem Halleluja der Drei-Tage-Gottesdienst beendet.
Das ist wichtig! Denn Ostern umfasst das ganze Geschehen, ist immer eine Einheit von Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung. Würden wir nur das Leid betrachten – welchen Trost würde das bringen? Den Menschen im Krieg, in der Krankheit, als Opfer von Gewalt und Verbrechen wäre es nur ein schwacher Trost, von einem Gott zu reden, der auch gelitten hat – und gescheitert ist.
Auch ein Ostern, dass sich nur an der Herrlichkeit des auferstandenen Jesus erfreut, ist weltfremd; ja vielleicht sogar arrogant: «Ja sicher leidet ihr, aber schaut doch: Jesus lebt! Er ist auferstanden!» Mir würde mit einem so halbierten Osterfest angesichts des Leids in der Ukraine das «Halleluja!» im Halse stecken bleiben.
Erst in der Einheit der drei Tage verbinden sich beide Teile zu einer unglaublichen Botschaft der Empathie («Ja, Gott kennt Euer Leid, er hat es selbst durchlitten und ist auch jetzt bei Euch in Eurer Not!») und der Hoffnung: «…und er hat das Leid überwunden! Er ist nicht im Tod geblieben. Er hat Euch und uns allen einen Weg gebahnt!» Ostern schenkt uns nicht eine billige Freude aus Wolkenkuckucksheim – sondern eine teuer erkaufte Freude durch das Leid dieser Welt hindurch. Für Jesus. Für die Menschen in der Ukraine und allen Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt. Und auch für Dich und mich. Halleluja!
Geistliches in der Kunst
- Das «Labyrinth» in der Kathedrale Notre Dame in Chartres
- Ben Willikens – Abendmahl (1976-79)
- Caravaggio: Die Berufung des Matthäus
- Betrachtung zum Kreuz aus Taizé
- Die mystische Mühle – Kapitell in der Basilika von Vézelay
Betrachtungen zu den kirchlichen Festen
- Wie kann es sein, dass Ostern den Tod überwunden hat? Es sterben doch immer noch Menschen!
- Weihnachtsfilme haben eine Botschaft – Welchen hast du dieses Jahr geschaut?
- Die Heiligen Drei Tage – Empathie und Hoffnung
- Fenster auf! Türen auf! Es ist Pfingsten!
- Warum gibt sich Jesus auf dem Weg nach Emmaus nicht zu erkennen?
- Was geschah an Ostern?
- Was feiern wir an Karsamstag?
- Was geschah an Karfreitag?
Alle Artikel zu «Geistliches» im Überblick
- Allerheiligen
- Allerseelen
- Ben Willikens – Abendmahl (1976-79)
- Betrachtung zum Kreuz aus Taizé
- Caravaggio: Die Berufung des Matthäus
- Christi Himmelfahrt
- Das «Labyrinth» in der Kathedrale Notre Dame in Chartres
- Die Bitte um das tägliche Brot im Vaterunser – eine Fehlübersetzung?
- Die Erzählung vom Abreißen der Ähren (Mt 12,1-8) richtig verstehen
- Die Heiligen Drei Tage – Empathie und Hoffnung
- Die mystische Mühle – Kapitell in der Basilika von Vézelay
- Dreifaltigkeitssonntag
- Erlöste Erinnerung – Ein Element der Nahtoderfahrung christlich gedeutet
- Fastenzeit für Anfänger
- Fenster auf! Türen auf! Es ist Pfingsten!
- Fest der Heiligen Familie – Sonntag nach Weihnachten
- Fronleichnam
- Führt Gott in Versuchung? – Die schwierigste Bitte im Vaterunser
- Glaube, Kirche und die Politik (Gedanken am Tag der deutschen Einheit)
- Glücklich wird, wer glücklich macht
- Gründonnerstag
- Heilige Drei Könige – Epiphanie
- Herbstgedanken – Was wirklich zählt im Leben
- Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr
- Im November den Himmel träumen
- Im Winter wächst das Brot
- Karfreitag
- Ostern – Hochfest der Auferstehung
- Palmsonntag
- Pfingsten
- Predigt zu Silvester 2020 / Neujahr 2021
- Psalm 23
- Unbefleckte Empfängnis Mariens (8. Dezember)
- Vergib uns unsere Schuld: Die fünfte Vaterunser-Bitte
- Warum gibt sich Jesus auf dem Weg nach Emmaus nicht zu erkennen?
- Warum Kevelaer ein «eucharistischer» Wallfahrtsort ist
- Was feiern wir an Gründonnerstag?
- Was feiern wir an Karsamstag?
- Was feiern wir an Palmsonntag?
- Was geschah an Karfreitag?
- Was geschah an Ostern?
- Was heißt «Geheiligt werde dein Name» im Vaterunser?
- Was meinen wir mit «Dein Reich komme, dein Wille geschehe» im Vaterunser?
- Weihnachten – Das Hochfest der Geburt unseres Herrn
- Weihnachtsfilme haben eine Botschaft – Welchen hast du dieses Jahr geschaut?
- Wen meinen wir, wenn wir das «Vaterunser» beten?
- Wie endet das Vaterunser? – Vom Bösen, dem Embolismus und der Doxologie
- Wie kann es sein, dass Ostern den Tod überwunden hat? Es sterben doch immer noch Menschen!