Man muss ja nicht direkt an den Herbst des Lebens denken, in dem so mancher zurückblickt und seinem Leben irgendwie eine Gesamtnote aufzwingen will: Es reicht auch der Herbst dieses Jahres, der mich aus der Hitze des Sommers entlässt und mich fragen lässt, ob das wohl ein gutes Jahr gewesen ist. Was mich unweigerlich mit der Frage konfrontiert: Wann ist ein Jahr denn gut gewesen?
Ich gebe zu, solche Rückblicke dauern bei mir noch nicht wirklich lange. Vielleicht habe ich noch nicht das Alter dafür. Aber die Frage wann ein Tag, ein Jahr oder ein Leben gut war, begleitet nicht nur die wenigen Augenblicke, in denen ich Erinnerungen pflege, sondern bewegt auch meine Planung für den nächsten Tag, die nächste Woche, das nächste Jahr. Was ist wirklich gut? Was soll ich planen? Wofür meine Zeit freihalten und Energie aufbringen?
Mag sein, dass ich noch nicht das Alter habe, um mich in Lebens-Rückblicken zu verlieren; ein wenig Lebensweisheit hat sich doch angesammelt in den Jahren, die hinter mir liegen. Sie haben mich gelehrt, dass es eigentlich nur eine Grundform des Glücks gibt, auch wenn die feinen Unterschiede so zahlreich wie die Menschen sind. Wenn es ein Glück gibt, dann ist es nicht in Gesundheit, Komfort, Sicherheit, Geld oder Ansehen zu finden. Verstehen wir uns nicht falsch: Alles das sind Werte, die nicht zu unterschätzen sind. Aber wer nur gesund ist, Geld und Ansehen hat, aber alleine ist – oder noch schlimmer: alleingelassen – der wird sich kaum glücklich nennen. Glück – das liegt immer in erfüllten und tragfähigen Beziehungen. Was wirklich zählt, sind Augen, die in andere, liebende Augen blicken. In diesen Augenblicken liegt die Ewigkeit.
Also plane ich den Tag so, dass ich Zeit für Begegnungen habe. Die nächsten Wochen gestalte ich so, dass Zeit für die Pflege von kostbaren Beziehungen bleibt. Und ich vergewissere mich, dass ich niemals vergesse, dass es Augen gibt, die mich aus der Ewigkeit anblicken und nie alleine lassen.
Bunte Gedanken
- Glücklich wird, wer glücklich macht
- Was meinen wir mit «Dein Reich komme, dein Wille geschehe» im Vaterunser?
- Erlöste Erinnerung – Ein Element der Nahtoderfahrung christlich gedeutet
- Glaube, Kirche und die Politik (Gedanken am Tag der deutschen Einheit)
- Im November den Himmel träumen
- Im Winter wächst das Brot
- Herbstgedanken – Was wirklich zählt im Leben
Geistliches in der Kunst
- Das «Labyrinth» in der Kathedrale Notre Dame in Chartres
- Ben Willikens – Abendmahl (1976-79)
- Caravaggio: Die Berufung des Matthäus
- Betrachtung zum Kreuz aus Taizé
- Die mystische Mühle – Kapitell in der Basilika von Vézelay
Betrachtungen zu den kirchlichen Festen
- Wie kann es sein, dass Ostern den Tod überwunden hat? Es sterben doch immer noch Menschen!
- Weihnachtsfilme haben eine Botschaft – Welchen hast du dieses Jahr geschaut?
- Die Heiligen Drei Tage – Empathie und Hoffnung
- Fenster auf! Türen auf! Es ist Pfingsten!
- Warum gibt sich Jesus auf dem Weg nach Emmaus nicht zu erkennen?
- Was geschah an Ostern?
- Was feiern wir an Karsamstag?
- Was geschah an Karfreitag?
Alle Artikel zu «Geistliches» im Überblick
- Allerheiligen
- Allerseelen
- Ben Willikens – Abendmahl (1976-79)
- Betrachtung zum Kreuz aus Taizé
- Caravaggio: Die Berufung des Matthäus
- Christi Himmelfahrt
- Das «Labyrinth» in der Kathedrale Notre Dame in Chartres
- Das 3. Gebot: Ahme Gott nach – und lass ihn mal machen
- Das verkehrte Pfingsten – oder: Wohin der Heilige Geist wirklich führt
- Der Mensch ist ein Schatz! – Das Gleichnis vom «Schatz im Acker und der Perle» ist kein moralischer Aufruf, sondern großartiger Zuspruch – Mt 13,44-46
- Die Bitte um das tägliche Brot im Vaterunser – eine Fehlübersetzung?
- Die Erzählung vom Abreißen der Ähren (Mt 12,1-8) richtig verstehen
- Die Heiligen Drei Tage – Empathie und Hoffnung
- Die mystische Mühle – Kapitell in der Basilika von Vézelay
- Dreifaltigkeitssonntag
- Erlöste Erinnerung – Ein Element der Nahtoderfahrung christlich gedeutet
- Fastenzeit für Anfänger
- Fenster auf! Türen auf! Es ist Pfingsten!
- Fest der Heiligen Familie – Sonntag nach Weihnachten
- Fronleichnam
- Führt Gott in Versuchung? – Die schwierigste Bitte im Vaterunser
- Glaube, Kirche und die Politik (Gedanken am Tag der deutschen Einheit)
- Gleichnisse deuten: Das fehlende Hochzeitsgewand – Mt 22,1-14
- Gleichnisse deuten: Die klugen und törichten Jungfrauen – Mt 25,1-13
- Glücklich wird, wer glücklich macht
- Gründonnerstag
- Heilige Drei Könige – Epiphanie
- Herbstgedanken – Was wirklich zählt im Leben
- Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr
- Im November den Himmel träumen
- Im Winter wächst das Brot
- Jesus und die Ehescheidung – Zwischen den Zeilen lesen
- Karfreitag
- Maria in der Bibel: Was wir über die Mutter Jesu wissen
- Ostern – Hochfest der Auferstehung
- Palmsonntag
- Pfingsten
- Predigt zu Silvester 2020 / Neujahr 2021
- Psalm 23
- Unbefleckte Empfängnis Mariens (8. Dezember)
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- Vergib uns unsere Schuld: Die fünfte Vaterunser-Bitte
- Warum gibt sich Jesus auf dem Weg nach Emmaus nicht zu erkennen?
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- Was feiern wir an Palmsonntag?
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- Was geschah an Ostern?
- Was heißt «Geheiligt werde dein Name» im Vaterunser?
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