Hinweise zum Exorzismus sind Blaupause für Weltrettung
Obwohl Dämonenaustreibungen im Neuen Testament mehrfach erwähnt werden, sind wir heutzutage nicht mehr mit dem Konzept der Besessenheit und des Exorzismus vertraut. Irgendwie schaffen wir es, diese Realität geflissentlich zu ignorieren.
Aber die Stelle, in der Jesus von den Geistern erzählt, die nach einer Austreibung zurückkehren und dann alles schlimmer wird als zuvor, ist mehr als nur ein Hinweis eines erfahrenen Exorzisten. Sie ist eine Blaupause für die Aufgabe, die Jesus mit der Rettung der Menschheit übernommen hat.
In Matthäus 12,43-45 heißt es:
Von der Rückkehr unreiner Geister
Wenn ein unreiner Geist aus einem Menschen ausfährt, durchwandert er wasserlose Gegenden, um eine Ruhestätte zu suchen, findet aber keine. Dann sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und er kommt und findet es leer, sauber und geschmückt. Dann geht er und nimmt sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. Und die letzten Dinge jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten. Dieser bösen Generation wird es genauso gehen.
Keine Besessenheit ohne Einfallstor
Für den modernen Menschen ist allein schon die Rede von Dämonen und Teufeln, von Besessenheit und Exorzismus schwer nachvollziehbar. Die Rede aber von der «Rückkehr unreiner Geister» bleibt uns restlos unverständlich. Den Menschen zur Zeit Jesus aber war klar, dass Menschen nicht nur zufällig von Dämonen besessen sind oder rein passiv verflucht wurden. Dämonen brauchen immer ein Einfallstor in den Geist eines Menschen; das kann ein Trauma sein, einer übermäßige Versuchung oder eine Charakterschwäche. Wie zum Beispiel Gier, Eitelkeit, Zorn oder Neid. In Stephen Kings Roman «Needful Things» werden zahlreiche solcher Einfallstor bildreich benannt.
Abwesenheit von Bösem ist nicht ausreichend
Deshalb verstehen die Zuhörer Jesu auch, warum es nicht reicht, den bösen Geist auszutreiben. Wenn es wirklich so einfach wäre, dann könnte Jesus ja so die ganze Welt retten: Da Jesus Gott ist, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, würde ein einziges Machtwort genügen, um sämtliche Dämonen, Teufel und Satane in die Hölle zu bannen. Die bösen Geister wären mit einem mal weg – aber wäre die Welt wirklich eine bessere?
Somit ist die alte Weisheit des Exorzisten, dass vor einer Austreibung die Einfallstore identifiziert und verschlossen werden müssen, wie eine Blaupause für die Erlösung der Menschheit. Würde Jesus mit einem Fingerschnippen (wie Thanos in «Endgame») alles Böse vertreiben, so wären die Menschen noch nicht wirklich gut. Gerettet sind sie erst, wenn sie geheilt werden – und somit für das Böse unempfindlich und für die Sünde unerreichbar.
Schließt die Tore!
Das ist damit gemeint, die «Eingangstore zu verschließen»: Wunden heilen, Traumata kurieren, gegen Versuchungen stärken, Sehnsüchte erfüllen. Aber das ist keine Sache, die mit einem Fingerschnippen erledigt werden kann. Denn dazu muss Jesus unsere Herzen gewinnen. Nur so geschieht Heilung und Rettung.
«Kein Krieg» ist nicht das gleiche wie «Frieden»
Wer glaubt, eine Abkehr vom Krieg würde schon Frieden bedeuten, der ist wie ein Haus, in dem mehr Geister zurückkehren, als er hat gehen sehen. In dem die Waffen noch bereit liegen.
Wer glaubt, ein Augenblick der Verzeihung würde schon genügen, den besuchen die Dämonen mit Rache- und Vergeltungsphantasien kurz vor dem Schlafengehen. Verletzter Stolz gibt ihnen genügend Nährboden.
Wer glaubt, Gott müsse meine Beziehungsunfähigkeiten nur durch ein einfach Pusten auf die Wunden in Luft auflösen, hat zu diesem Gott selbst noch keine richtige Beziehung gefunden.
Deshalb…
…sind die Hinweise, die uns Jesus als erfahrener Exorzist gibt, mehr als nur Hinweise: Sie sind eine Blaupause für die Schwierigkeiten bei der Rettung der Menschheit, mit denen Jesus sich zu plagen hat. Gott sei dank, dass er einen göttlich langen Atem hat.
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