Dreifaltigkeitssonntag – der Sonntag nach Pfingsten, der besonders der Dreifaltigkeit geweiht ist. Dreifaltigkeit – nicht nur ein seltsamer, ungewohnter Begriff, sondern ein Bestandteil unseres Glaubens, der sich so gar nicht in unser Denken einfügen will. Drei Personen – Gottvater, Gottsohn, Gott Heiliger Geist, aber nur ein Gott, nur ein Wesen – das kann man nicht begreifen. Theologen und Philosophen haben sich darüber die Köpfe zerbrochen.

Aber gerade damit sollten wir nicht zuerst an unseren Glauben herangehen – mit unserem Kopf. Gerade der Glaube an die Dreifaltigkeit ist etwas fürs Herz: Er besagt ja nichts anderes, als dass unser Gott ein Gott ist, dem es nicht nur an Gemeinschaft gelegen ist, sondern der selbst, in sich, Gemeinschaft ist. Wir haben nicht nur einen Gott, der das Leben geschaffen hat, sondern einen Gott, der in sich lebendiges Geschehen ist. Und – da müsste unser Herz tatsächlich höher schlagen – der uns in seine innigste Liebesgemeinschaft hineinnehmen will. Wir sind dazu berufen, in die Dreifaltigkeit Gottes, also in das vollkommene Leben selbst, hineingenommen zu werden.

Was unser Kopf nicht durchschauen kann, das können wir im Herzen ahnen. Vor allem, wenn wir an uns und auch an anderen feststellen, wie schwer es ist, Beziehung und Gemeinschaft zu leben, ob in der Ehe, in der Familie, zwischen den Eltern und den Kindern, in den Vereinen oder Gemeinschaft schlicht mit denen, mit denen wir gerade zusammen sind.

«Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab.» Nur so kann Gemeinschaft gelingen: Indem wir geben. Indem wir nicht nur einen kleinen Teil unseres Besitzes abgeben, etwas von unserer Zeit. Sondern, indem wir es so machen wie Gott, der die Gemeinschaft mit uns sucht: Indem wir uns selbst hingeben.

Kann es sein, dass wir bei dem vielen Reden von Selbstverwirklichung und Ich-Findung eine weitere Grundbedingung des erfüllten Lebens vergessen haben: Das Glück, das im Verzicht liegt, den Mut zur Unvollkommenheit? Kann es sein, dass es uns immer schwerer wird, uns wirklich ganz zu investieren, aus Angst vor einer Pleite?

Gott hat seinen geliebten Sohn in seine Beziehung zu uns investiert, und Er hat ihn an uns verloren. Warum halten wir uns immer wieder zurück? Was haben wir denn zu verlieren – außer unseren eigenen Stolz?

Trauen sie den Menschen, denen sie begegnen! Ob es nun der Firmenchef, der Versicherungsvertreter, ihre Tante Frieda oder ein Bettler ist, der an ihrer Türe vorbeigeht. Trauen sie den Menschen, nicht, weil sie vor Enttäuschungen gefeit wären. Sondern deshalb, weil Gott selbst uns eine Gemeinschaft verheißen hat, in der das Vertrauen und Geben, das Hinhören und Lieben wesentlich dazugehört.

Dreifaltigkeit feiern, ist die eine Sache. Das, was damit gemeint ist, zu leben, ist die andere. Amen.

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Schlagwörter: Last modified: 23. Mai 2020