Am Karfreitag wurde Jesus den Römern ausgeliefert, gekreuzigt und ist gestorben. Nach seinem Tod wurde er in ein Grab gelegt.

Am Gründonnerstag, nach dem letzten Abendmahl, wurde Jesus im Garten von Getsemani von der Tempelwache im Auftrag der jüdischen Obrigkeit verhaftet. Die Nacht über verhörte man ihn, um ihn dann – weil er nicht leugnete, Gottes Sohn zu sein – zum Tode zu verurteilen. Allerdings war es den Juden von der römischen Besatzungsmacht verboten, ein Todesurteil eigenmächtig zu vollstrecken, und so wurde Jesus in den frühen Morgenstunden des Karfreitags den Römern ausgeliefert.

Das Dilemma des Pontius Pilatus

Pontius Pilatus, der römische Statthalter von Jerusalem, hatte nun ein Problem. Denn für die Römer bestand kein Grund, einen Juden wegen jüdischer Religionsstreitigkeiten zum Tode zu verurteilen. Die Behauptung der Mitglieder des Hohen Rates, Jesus hätte sich zum König erklärt und wäre deshalb auch eine Gefahr für die römische Obrigkeit, konnte Pilatus nicht erhärten: Im Gegenteil, Jesus betonte Pilatus gegenüber, dass sein Königreich nicht von dieser Welt sei. Eigentlich wollte Pilatus Jesus freilassen.

Aber er spürte, dass er damit einen Aufstand in der vor dem Pessah-Fest ohnehin schon aufgeheizten Stimmung in Jerusalem riskierte. Also beschloss Pilatus, Jesus zu geißeln, als Fake-König zu entlarven und dann freizugeben.

Kreuzigung diente der Abschreckung

Dazu müssen wir verstehen, was es mit der Kreuzigung auf sich hatte: Das war nämlich nicht nur eine brutale Laune der Römer, sondern der Versuch, durch Abschreckung für Ordnung zu sorgen. Verbrecher, die den Römern gefährlich werden konnten, wurden vor den Toren der Stadt an den Hauptzugangsstraßen gekreuzigt, um allen Ankommenden zu signalisieren: «Hier herrscht Recht und Ordnung. Aufstand lohnt sich nicht. Schaut auf die Gekreuzigten!» Deshalb war über jedem Gekreuzigten eine Tafel angebracht, die das Verbrechen angab, weshalb jemand ans Kreuz geschlagen wurde. Für die Römer war aber besonders wichtig, dass die ans Kreuz gehefteten noch möglichst lange lebten, stöhnten, litten und den Reisenden richtig Angst einjagten: So erhöhte sich die Abschreckung und die Eindringlichkeit der Warnung. Zumindest dachten sich die Römer das – deshalb wurden Verbrecher nicht einfach gehängt oder enthauptet. Für manche Gekreuzigten dauerte die Folter sogar bis zu 14 Tagen, bis sie durch den Tod erlöst wurden. Dafür sorgten auch die römischen Soldaten, die die Leidenden mit Nahrung und Flüssigkeit versorgten.

Wer gegeißelt wurde, wurde nicht gekreuzigt

Es lag also in der Absicht der Römer, die zum Tod am Kreuz verurteilten möglichst bei bester Gesundheit zur Hinrichtung zu führen. Je länger jemand am Kreuz hing und litt, umso größer war die Abschreckung. Eine Geißelung vor der Kreuzigung verbot sich von selbst: Solche zusätzlich Gefolterten starben viel zu schnell.

Die Geißelung

Bei einer Geißelung wurde der Verurteilte ausgepeitscht – allerdings nicht mit einer heutigen Peitsche mit einem langem Lederriemen. Eine Geißel war nur ein kurzer Stab (ca. 50 cm), an dem wiederum nur kurze Stricke hingen (ebenfalls ca. 50 cm, manchmal drei, manchmal bis zu 6 Stricke). An den Enden der Stricke allerdings waren kleine Gewichte angebracht, die besonders schmerzhaft in die Haut des Geschlagenen fuhren und diese tief aufrissen.

Wenn wir dem Grabtuch von Turin glauben können, wurde Jesus am ganzen Körper gegeißelt, von vorne, von hinten, auf dem Oberkörper bis hinab zu den Beinen. Mehr als 180 Geißel-Wunden sind auf dem Grabtuch zu erkennen.

Die Geißelung – so brutal sie war – lässt erahnen, dass Pilatus nicht vorgehabt hat, Jesus zu kreuzigen. Durch die Geißelung war Jesus schon so geschwächt, dass die Gefahr bestand, noch vor der eigentlichen Kreuzigung zu sterben. Das widersprach dem Sinn der römischen Kreuzigung.

Pilatus gibt klein bei

So sympathisch Pilatus vielleicht am Anfang gewirkt hat – er wollte Jesus zuerst nicht verurteilen – so berechnend wirkt er, wenn er Jesus geißeln, mit einer Dornenkronen ausstatten und einen roten Mantelfetzen bekleiden lässt, um ihn schließlich als verhöhnten König freizulassen. Noch weniger kann Pilatus uns gefallen, wenn er den nicht verstummenden «Ans Kreuz mit ihm!»-Rufe der jüdischen Menge dann doch noch entspricht und Jesus zur Kreuzigung abführen lässt. Da hilft auch seine Geste, die Hände angeblich in «Unschuld zu waschen» nichts: Pilatus ist ein gebrochener Richter.

Der Weg zur Kreuzigung

Vermutlich standen vor den Toren der Stadt bereits die Pfähle und die Verurteilten mussten nur die Querbalken dorthin schleppen, die dann am Pfahl hochgezogen wurden. Manchmal wurden die Todeskandidaten am Querbalken nur angebunden, oft aber auch angenagelt – dafür gibt es archäologische Belege von anderen Kreuzigungen.

Das Schild «INRI»

Über jeden Hingerichteten hing ein Schild, dass dessen Schuld angab. Auf dem Schild am Kreuz Jesu stand «Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum» – «Jesus von Nazareth, König der Juden», abgekürzt mir den lateinischen Anfangsbuchstaben I – N – R – I. Dieses Schild wird heute in Rom in der Kirche Santa Croce della Gerusalemme aufbewahrt und ist mit großer Sicherheit echt.

Die sieben Worte Jesu am Kreuz

Jesus wurde gegen 9 Uhr (nach Matthäus, Markus und Lukas) oder um 12 Uhr gekreuzigt (nach Johannes: «…es war die sechste Stunde…») und starb schon sechs oder drei Stunden später. Während dieser Zeit sind einige Worte Jesu überliefert («Mich dürstet»), kurze Gespräche (zu Maria und Johannes: «Frau, siehe dein Sohn. – Siehe, deine Mutter!»), ein Gebet (Psalm 22 beginnend mit «Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?»), der Bitte: «Vater, rechne ihnen diese Sünde nicht an, denn sie wissen nicht, was sie tun.» und dem abschließenden Ruf «Es ist vollbracht!»

Jesus stirbt

Den übereinstimmenden Berichten nach starb Jesus zur neunten Stunde, um 15 Uhr. Deshalb findet an Karfreitag zu dieser Uhrzeit die Karfreitagsliturgie statt – so der Name eines beeindruckenden Gottesdienstes, der an das Leiden und den Tod Jesu erinnert.
Weil Jesus für die Römer überraschend schnell starb, kontrollierte ein Soldat seinen Tod, indem er mit einer Lanze in das Herz Jesu stach. Dass »Blut und Wasser» daraus strömten, also das Blut Jesu bereits geronnen war, war ein untrügliches Zeichen für seinen Tod.
Ebenfalls überraschend war, dass Pilatus erlaubte, dass die Körper der Verurteilten abgenommen wurden (eigentlich dienten sie ja der Abschreckung und hätten noch lange hängen sollen). Diese Erlaubnis ist wohl auf das bevorstehende Pessah-Fest zurückzuführen, an dem sich eine römische Machtdemonstration am Kreuz gefährlich auf die Stimmung im Volk hätte auswirken können.

Jesus wird ins Grab gelegt

Natürlich konnte nicht jeder einfach zu Pilatus gehen, um die ungewöhnliche Bitte um vorzeitige Freigabe der Leichname vorzutragen. Deshalb verwundert es nicht, dass dies durch ein hochgestelltes Mitglied des Hohen Rates geschah: Josef von Arimathäa. Auf seine Bitte hin – und der Bestätigung des Hauptmannes, Jesus sei definitiv tot – wurde Jesus in ein Grab gelegt.
Die jüdischen Gräber waren zum Teil Höhlen, in die die Leiber der Verstorbenen gelegt wurden, nur in Tücher gewickelt. Zum Schutz vor Grabräubern und wilden Tieren wurde die Höhle durch schwere Steine verschlossen.
Jesus wurde in einer Höhle auf eine Art Felsenbank gelegt. Ein mehr als vier Meter langes Tuch diente sowohl als Unterlage, auf der der Leichnam lag, als auch als Decke, mit der er zugedeckt wurde. Dieses Grabtuch ist heute noch erhalten und wird in Turin aufbewahrt.

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Schlagwörter: , , Last modified: 28. Februar 2024