Im heutigen Evangelium ist nicht mehr von der Krippe die Rede, sondern es heißt: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter.“ Offensichtlich hat sich die Botschaft der Engel, vielleicht auch verbreitet von den Hirten, herumgesprochen, dass dort im Stall nicht nur ein gewöhnliches Kind zur Welt gekommen ist. Und so haben Maria und Josef mit ihrem Kind nun Aufnahme in einem richtigen Haus gefunden – und mit ihnen hält dort auch der Sohn Gottes Einzug.
Vielleicht hat das auch eine Rolle gespielt, dass ausgerechnet am Hochfest der Drei Könige Kinder von Haus zu Haus ziehen und den Segen Gottes bringen. Mit Kreide -oder auch manchmal auf kleinen Zetteln – steht der Segen nun neben der Eingangstüre und somit über jedem, der in diesem Haus ein- und ausgeht. Ein Segen Gottes all unseren Häusern, unseren Familien und allen Menschen!
Und dennoch gibt es Häusern, in denen der Segen schief hängt – der Ehesegen oder der Familiensegen. Denn wie so oft in unserem Glauben wirkt Gott nicht einfach und allein, sondern wartet immer darauf, dass der Segen eingelassen und gelebt wird. Wenn dieser Segen eingelassen und gelebt wird, dann wir aus einem Haus mit Christen ein christliches Haus. So soll der Segen an den Hauswänden ja nicht nur bedeuten, dass hier Menschen wohnen, die irgendwann einmal getauft wurden – und auch nicht, dass hier gelegentliche Kirchgänger wohnen. Der Segen an der Haustüre meint auch nicht, dass die Menschen hier „irgendwie“ christlich miteinander umgehen mögen.
Doch viele wissen oft nicht mehr, worin denn das christliche des gemeinsamen Lebens besteht. Vor vielen Jahren kannte das christliche Familienleben außerhalb der Kirche zahlreiche Bräuche, die den Tag und das Jahr prägten. Heute ist fast alles davon verloren gegangen. Gestatten Sie mir deshalb ein paar Anregungen.
Das wichtigste und erste einer christlichen Familie ist das gemeinsame Gebet. Das beginnt mit dem Tischgebet (vor und nach dem Essen), aber es umfasst noch viel mehr. Man könnte den Tag mit einem gemeinsamen Morgengebet beginnen und abends vor dem Schlafengehen gemeinsam beschließen (und nicht nur mit dem jüngsten Kind am Bett). Man kann aber auch (wie früher beim Gewitter) drohende oder tatsächliche Katastrophen aus den Nachrichten zum Anlass nehmen, ein kurzes Gebet zu sprechen.
Für viele mag die Einführung eines solchen Brauches mit dem Gefühl von Peinlichkeit verbunden sein; aber, glauben sie mir, die Kinder sind die ersten, die sie nach einer gewissen Zeit daran erinnern, dass „wir ja noch beten müssen“.
Der zweite Hinweis bezieht sich auf das Lesen der Bibel. Lesen Sie sich doch regelmäßig aus der Bibel vor! Oder, noch besser: Lassen Sie sich in der Familie die Geschichten, die jeder kennt, aus der Erinnerung nacherzählen, vielleicht sogar etwas ausschmücken. Kinder erzählen gerne die immer gleiche Geschichte.
Doch wir sind nicht nur die Kirche des Wortes, sondern auch des Sakramentes; das gilt auch für die Hauskirche. Vielleicht haben Sie noch zuhause – irgendwo in der Ecke – eine Flasche mit Weihwasser. „Für alle Fälle“. Wobei keiner weiß, welche Fälle das sein sollten. Warum nicht an der Eingangstür – oder zum Schlafzimmer – oder an allen Türen kleine Weihwasserbecken aufhängen, die uns an die Taufe erinnern? Einfach so, mal zwischendurch, wenn ich es gebrauchen kann. Oder im Schlafzimmer vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen? Die Taufe erinnert uns daran, dass Gott das Entscheidende tut, nicht wir. Das kann sehr heilsam sein, sich daran zu erinnern.
Und, gestatten sie mir einen letzten Hinweis: Paulus schreibt: „Seid gastfreundlich! Denn so haben viele von Euch schon, ohne es zu bemerken, Engel beherbergt.“ Nehmen Sie das heutige Evangelium ruhig als Anlass, ihre Gastfreundschaft noch einmal zu erweitern. Laden sie nicht nur gute Bekannte ein. Seien Sie auch mal etwas risikofreudiger. Vielleicht nehmen Sie mit denen, die Sie zumindest ein Stück weit in ihre Wohnung bitten, nicht nur Engel, sondern den Herrn selber auf. So kann das Segenszeichen der Sternsinger an der Tür zum Zeichen sein: „hier sind auch Fremde willkommen. Hier wird Ihnen geholfen“. Und, bedenken Sie: Indem Sie handeln, wie Christus es getan hat, werden Sie immer mehr zum Christen.
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