Menschen, die sich mit anderen in Verbindung setzen, tun dies nicht nur mit Worten. Sie benutzen die Hände für Gesten, die das Gesagte unterstreichen. Das Gesicht spiegelt ausdrucksstark wider, was mit Worten gemeint ist und welchen Wert sie für den Redenden haben. Kommunikation, so kann man sagen, geschieht immer mit dem ganzen Leib, nicht nur mit Worten.
Das gilt auch für die Kommunikation mit Gott, das Gebet. Was wir sagen, drücken wir nicht nur in Worten aus, sondern mit unserem ganzen Leib. Manchmal geschieht Gebet sogar ganz ohne Worte. Wie auch zwischen uns Menschen. Spätestens dann wird klar: Das meine ich wirklich.

Kommunikation: Leiblich ausdrücken, was wir geistig meinen

Nun gibt es sehr persönliche Formen, die jeder glaubende Menschen für sich entwickeln und pflegen kann, wie er mag. Finden sich die Menschen aber zum gemeinsamen Gebet zusammen, so sprechen sie nicht nur Worte gemeinsam, sondern bewegen sich auch auf die gleiche Weise. Falls Du in eine solche Gruppe kommst, kann es sein, dass Du dann nicht immer weißt, was die eine oder andere Geste zu bedeuten hat. Vielleicht erklärt es Dir jemand (wenn Du fragst, was oft nicht einfach ist), vielleicht spürst Du aber auch spontan, was mit einer bestimmten Haltung ausgedrückt werden soll.

Ein kleiner, aber feiner Unterschied bei den Katholiken

In fast allen Religionen gibt es die Geste des Verneigens, der Verbeugung, des Niederkniens oder sich Niederwerfens. Auch in der katholischen Liturgie kommen diese Gesten vor. Aber das Knien in der Messe hat eine kleine, aber sehr wichtige Besonderheit.

Ja, wir machen uns klein.
Aber nicht in erster Linie VOR unserem Gott.
Sondern MIT unserem Gott.

Während in den meisten Religionen das Knien und oft die damit verbundene Verbeugung ein Zeichen besonderer Demut und Selbsterniedrigung ist, knien die Christen mit aufrechtem Oberkörper. Zumindest in den katholischen Gottesdiensten ist das gemeinsame Knien in der Messe kein Zeichen der Erniedrigung – unser Haupt bleibt erhoben, wir demütigen uns nicht selbst und drücken nicht unsere Stirn in den Staub. Ja, wir machen uns klein – aber nicht in erster Linie VOR unserem Gott – sondern MIT unserem Gott.

Denn das Knien in der Messe geschieht in dem Augenblick, in dem Gott sich herabbeugt und leiblich gegenwärtig wird in Brot und Wein. Gott macht sich klein, um mir zu begegnen. Persönlich kann dieser Augenblick durch eine persönliche Regung ergänzt werden (auch in einer zusätzlichen Verneigung); aber als ganze Gottesdienstgemeinde zeigt uns der Priester die Hostie und den Kelch und erwartet somit, dass wir unseren Blick erheben, nicht senken. Dass wir uns (im Knien) aufrichten, weil Gott sich ja klein macht, um uns zu erheben. Nicht um uns zu demütigen.

Ein dreifaches Knien

Nach dem ersten Knien in der Messe (während der Wandlung) folgt noch ein zweites, allgemeines Hinkien, wenn es heißt „Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt!“ Ein Knien in diesem Augenblick hat durchaus auch eine demutsvolle Bedeutung: Ja, ich bin ein Sünder. Aber immer verbunden mit: „…aber sprich nur ein Wort, dann wird meine Seele gesund!“

Nie ist ein Mensch größer,
als wenn er seine Knie beugt.

In manchen Gemeinden wird zum Empfang oder zumindest nach der Kommunion ein drittes Mal das Knien gepflegt. Vor der Kommunion bzw. zum Kommunionempfang hat es die gleiche Bedeutung wie während der Wandlung: Gott macht sich klein, um zu mir zu kommen, so mache ich es IHM nach. Und knie mich hin. Denn das ist ja Erlösung: Durch Gottes Gegenwart IHM gleichgestaltet zu werden. Nach der Kommunion hat das Knien eher die Bedeutung, die es auch in anderen christlichen Konfessionen gibt, als Haltung der Anbetung. Aber auch da gilt: Anbeten heißt, sich Gott angleichen zu lassen. Wir machen uns klein, wie Gott es auch tut: Am Kreuz, in der Eucharistie, im Wort. Aber wir verlieren unsere Würde nicht, im Gegenteil: Nie ist ein Mensch größer, als wenn er seine Knie beugt.

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Last modified: 7. September 2024