Die Anbetung Mariens

Immer wieder hört man – oft aus katholisch-kritischen Quellen – dass wir Katholiken Maria anbeten. Als Beleg dafür werden entweder klassische Mariengebete angeführt (z. B. das »Gegrüßet seist Du Maria«) – oder es wird ein Bild vom Papst gezeigt, wie er vor einer Marienfigur kniet. Zugegeben: Wenn jemand, der den katholischen Glauben nicht kennt, Menschen vor einem Marienbild knien sieht oder mitbekommt, wie fromme Beter vor einem Marienbild Kerzen anzünden, kann leicht der Eindruck der Anbetung Mariens entstehen.

Die katholische Kirche unterschiedet zwischen ANBETUNG und GEBET. Ein Gebet zu den Verstorbenen, den Heiligen oder Seligen ist in Ordnung, ja, es ist sogar katholischerseits erwünscht. Dabei dürfen die Verstorbenen auch um ihre Hilfe gebeten werden.

Die ANBETUNG gebührt alleine Gott. Der Unterschied wird im Deutschen nicht so deutlich, in anderen Sprachen unterscheiden sich die Begriffe für die beiden sehr verschiedenen Haltungen nicht nur durch eine kleine Silbe, sondern sind ganz andere Worte: z. B. im Englischen PRAYER – und WORSHIP oder ADORATION. Die Adoration ist allein für Gott reserviert und beinhaltet Hingabe und Verherrlichung Gottes – das auf Maria oder andere Heilige zu übertragen, wäre tatsächlich Blasphemie oder Vielgötterei.

Darf man überhaupt zu den Heiligen beten?

Maria und die anderen Heiligen und Seligen um Hilfe zu bitten, in Krankheit und Nöten – das ist in Ordnung. Genauso, wie wir lebende Menschen darum bitten können, für uns zu beten und uns zu beschützen, können wir auch die Verstorbenen darum bitten, von denen wir glauben, dass sie bereits bei Gott sind. Daran ist nichts Falsches.

Sogar schon im allerersten Glaubensbekenntnis, das auf die Apostel zurückgeht, ist von der Gemeinschaft der Heiligen die Rede. Wir sind also mit den Brüdern und Schwestern im Glauben verbunden – auch dann, wenn sie bereits diese Welt verlassen haben. Und wir dürfen uns auf die Solidarität derjenigen verlassen, die – egal zu welcher Zeit – an Christus geglaubt haben.

Katholiken beten also zu Maria und bitten sie um Hilfe – die vor allem in der Fürsprache bei Jesus besteht. Wenn man es genau versteht, dann bitten wir Maria, uns beim Beten zu Jesus zu helfen.

Das zeigt auch das älteste Mariengebet (»Unter Deinen Schutz und Schirm …«, vermutlich aus dem 3. Jahrhundert), das schon die allerersten Christen gebetet haben:

Unter Deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesgebärerin.
verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren.
O, Du glorreiche und gebenedeite Jungfrau,
unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin,
versöhne uns mit Deinem Sohn,
empfiehl uns Deinem Sohn,
stelle uns vor Deinem Sohn.
Amen.

Wenn also Katholiken deutlich erklären, dass sie nicht Maria anbeten, sondern mit Maria sprechen, dann sollte man das ihnen auch glauben – selbst, wenn sie vor einem Marienbild oder einer Marienfigur knien. Letztlich knien sie gemeinsam mit Maria vor Gott.

Das Entzünden von Kerzen vor Marienbildern

In der katholischen Kirche spielen Kerzen eine große Rolle; sie brennen nicht nur beim Gottesdienst, sondern auch vor Marienbildern, auf den Gräbern der Verstorbenen oder beim Gebet zuhause. Dabei sind die Kerzen ein Teil des Gebetes – wie es so schön auf den Kerzendepots in Lourdes heißt: »Das Licht dieser Kerze ist Zeichen meines Betens«.
Die Kerzen sind Zeichen meines Gebetes und gewissermaßen die Verlängerung. Keinesfalls ist aus dem Entzünden von Kerzen auf eine Anbetung zu schließen.

Da man beim Entzünden einer Kerze meistens einen kleinen Betrag für die Kerze bezahlt, spricht man auch vom »Kerzenopfer«. Anstatt seine Zeit zu Opfern, opfert der Beter ein wenig Geld. Man sagt ja auch: »Time is cash – time is money« – »Zeit ist Geld«. Am schönsten ist es aber, mit der Kerze sowohl etwas zu spenden als auch zu beten. Doppelt hält besser.

Brauche ich Maria, um in den Himmel zu kommen?

Die Frage ist eigentlich ziemlich lieblos gestellt. Es geht ja bei »Eintritt« in den Himmel nicht um »richtigen« oder »falschen« Glauben, sondern um Deine lebendige Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Die Frage, die letztlich entscheidet, ist: »Liebe ich Gott so sehr, dass ich eine Ewigkeit mit ihm verbringen möchte?«.

Nun, wenn Du die Frage mit »Ja« beantwortest (was Du nur kannst, da Jesus Christus uns durch sein Opfer »liebesfähig« gemacht hat – uns die Gnade geschenkt hat zu lieben), dann stellt sich die Frage, was das für Konsequenzen hat. Wenn Du zum Beispiel sagst: »Ich liebe Gott« – aber den Nächsten nach Strich und Faden betrügst, dann dürfte Deine Liebe ziemlich sicher geheuchelt sein, oder? Was aber, wenn Du sagst: »Ich liebe Jesus Christus über alles« – und gleichzeitig sagst: »Mit seiner Mutter kann ich aber nichts anfangen!« – Ist dann Deine Liebe wirklich echt? Warum liebst Du nicht auch die, die von Jesus vermutlich mehr als alle anderen Menschen geliebt wurde?

Es geht also nicht darum, ob Du Maria »brauchst«, um in den »Himmel zu kommen«. So denkt nur ein Buchhalter. Es geht darum, ob Du Jesus wirklich in Dein Herz geschlossen hast. Ein Kriterium für die Echtheit Deiner Liebe ist Dein Verhalten zu Maria.

Wozu aber Maria, wenn es doch keine Mittlerin zum Mittler geben kann?
Natürlich hast Du recht – es gibt keinen Mittler zu Gott außer Jesus. Auch Maria kann nicht Jesus ersetzen oder ein notwendiger Mittler zu Jesus sein (»ein Mittler zum Mittler«). Aber, sei doch einmal ehrlich: Wärst Du wirklich zu Jesus gekommen – ohne Deine Eltern oder eine Freundin, ohne den Pastor oder die Gemeinde – ohne überhaupt einen einzigen Menschen? Wir alle sind doch auch Mittler, Vermittler – wir haben durch die Taufe Anteil an der Mittlerschaft Jesu. Wir nennen das »das allgemeine Priestertum«. Und was für uns gilt (auch für Dich: Du sollst auch ein Mittler sein!), das gilt doch auch für Maria, oder?

In der Schrift steht aber nichts von einer Verehrung Mariens!

In der Schrift steht: (Lukas 1, 48) »Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.« Auch Elisabeth sagt von Maria: »Gepriesen bist Du mehr als alle anderen Frauen, und gepriesen ist die Frucht Deines Leibes.« – Dürfen wir Maria nicht selig preisen? Es steht doch selber in der Bibel!

Eine »Marienpreisung« oder eine »Marienverehrung« ist zumindest nicht unbiblisch. Eher scheint mir die Ablehnung der »Preisung Mariens« unbiblisch. Sieh es einmal so: In der Bibel steht nirgendwo »Du darfst Maria nicht selig nennen, sie nicht preisen« – nirgendwo, ich habe die Bibel gelesen. Aber es steht eben: »Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.«

Wenn Du mich also fragst: »Wohlan, wie kriege ich also einen gnädigen Gott?« – dann ist die Antwort einfach: 1. Liebe Jesus Christus mit ganzem Herzen und ganzer Kraft; 2. sei ein Zeuge dieser Liebe – ein Mittler oder eine Mittlerin; und 3. halte Dich an das, was die Bibel sagt. – Alle drei Punkte sprechen unbedingt für eine lebendige, preisende Beziehung zur Mutter Jesu. Oder nicht?

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Schlagwörter: , , Last modified: 10. August 2021