Die Anzahl der Engel
Über die Anzahl der Engel gibt die Heilige Schrift im Hebräerbrief folgende Information: «Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung» (Hebr 12, 22).
In der Offenbarung steht geschrieben: «Ich sah, und ich hörte die Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und um die Lebewesen und die Ältesten; die Zahl der Engel war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend.» (Offb 5, 11).
Als Jesus verraten wurde, griff einer seiner Begleiter zu seinem Schwert und hieb einem Soldaten ein Ohr ab. Und Jesus tadelt ihn, er solle sein Schwert stecken lassen und fragt ihn: «Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?» (Mt 26, 53).
Diese drei Textstellen zeigen deutlich, dass die Zahl der Engel nicht bestimmbar ist. Sie gehen ins Unendliche. In der Offenbarung steht, dass die Zahl der Engel zehntausendmal zehntausend beträgt. Das Wort für zehntausend übersetzt man im Griechischen mit »muria», die Myriade. Dieses Wort bedeutet auch: eine nicht bestimmbare große Anzahl. Daraus ist zu schließen, dass die Anzahl der Engel unendlich groß ist. So groß, dass es nur für Gott möglich ist, sie zu zählen.
Und obwohl die Anzahl der Engel so groß ist, gibt es keinen Engel doppelt. Kein Engel gleicht dem anderen. Wie bei den Menschen jeder Mensch nur ein einziges Mal existiert, so ist es auch bei den Engeln.
Die neun Chöre der Engel
Wie es bei den Menschen Unterschiede in der Hautfarbe gibt, so gibt es Unterschiede zwischen den Engeln. Die Engel werden neun Chören zugeteilt. Während alle Menschen gleichwertig sind, egal welche Hautfarbe sie haben, so gibt es bei den Engel Abstufungen.
Die Einteilung der Engel in neun Chöre geht auf Pseudo Dionysius Areopagit zurück. Pseudo Dionysius beruft sich dabei auf die Heilige Schrift. Auf verschiedene Schriftstellen baut er sein Gedankengebäude auf. So sieht er unter anderem im Kolosserbrief einen Hinweis auf verschiedene Chöre. Dort heißt es: «Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.» (Kol 1, 16). Weitere Hinweise lassen sich in folgenden Stellen finden: Gen 3, 24; Jes 6, 2ff; Röm 8, 38f; Eph 1, 21; Eph 3, 10; 1 Thess 4, 16). So gibt es nach Pseudo Dionysius die Seraphim, Cherubim, Throne, Herrschaften, Gewalten, Fürsten, Mächte, Erzengel und Engel.
Thomas von Aquin (1225-1274) übernimmt diese Einteilung und gibt ihr folgendes Gesicht: Die neun Chöre lassen sich in drei Hierarchien einteilen.
Die erste Hierarchie
In der ersten Hierarchie sind die Seraphim (höchste Engel), Cherubim und die Throne. Diesen kommt der Dienst am Throne Gottes zu. Die Seraphim sind der Widerschein höchster Gottesliebe und beten Gott ununterbrochen an. Die Cherubim bilden den Abglanz der göttlichen Weisheit. Die Throne sind ein Aufleuchten der göttlichen Majestät.
Die zweite Hierarchie
Der zweiten Hierarchie werden die Herrschaften, Gewalten und Fürsten zugeteilt. Diese drei Chöre bauen die Herrschaft Gottes im Universum auf. Thomas führt hier ein mittelalterliches Beispiel an, um deren Aufgabe zu verdeutlichen. Die Chöre der zweiten Hierarchie vergleicht er mit den Fürsten, die die Länder des Königs verwalten. Ebenso sind diese drei Chöre Verwalter (Fürsten) Gottes.
Die dritte Hiearchie
Der dritten Hierarchie werden die Mächte, Erzengel und Engel zugeordnet. Dieser Chor ist für den Dienst am Menschen zuständig. Die Engel sind unmittelbar mit unserer Obhut vertraut (vgl. Kap. 10. 1)
Diese Einteilung in neun Chöre ist keine Glaubenswahrheit. Sie ist eine theologische Meinung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zum Beispiel bei Hildegard von Bingen eine andere Einteilung zu finden ist. Auch sie geht von neun Chören und drei Gruppierungen aus. Sie teilt der ersten Gruppe nur zwei, der zweiten fünf und der dritten wieder zwei Chöre zu. Sie hat nicht ein Schema von 3*3, sondern von 2-5-2. Nach Hildegard bilden die äußeren Reihen eine Kranzform um den einen mittleren Fünfer-Kranz. Die zwei zweier Gruppen stehen zum einen im Dienst des Leibes und zum anderen der Seele. Die restlichen fünf Chöre stehen für die fünf Sinne. Somit stellt Hildegard nicht nur eine neue geistreiche Variante dar, sondern gibt der Engelwelt auch eine neue Ausrichtung und Sinngebung.
Während Pseudo Dionysius und Thomas von Aquin die Chöre der Engel in rationalen Exkursen ausmalen, so erscheint bei Hildegard in einem Augenblick das ganze Bild in lebendiger Fülle.
Der 10. Chor: Die abgefallenen Engel
Bei den abgefallenen Engeln handelt es sich um Engel, die meinten, sie könnten so sein wie Gott.
Gott unterwarf die Engel einer sittlichen Prüfung. Die guten Engel gingen daraufhin in die Seligkeit des Himmels ein, sozusagen als Belohnung. Die bösen Engel verfielen der ewigen Verdammnis (vgl. 2 Petr, 2, 4).
Das 4. Laterankonzil (1215) lehrt, dass der Teufel und die anderen Dämonen von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, aber durch sich selbst böse wurden (vgl. DS 800).
Im ersten Johannesbrief steht über den Teufel geschrieben: «Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören.» (1 Joh 3, 8). Das Johannesevangelium berichtet, wen Jesus zu den falschen Kindern Abrahams zählt: «Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge.» (Joh 8, 44).
Der Teufel will so sein wie Gott. Er ist aber ein großer Lügner. Da der Teufel ist als abgefallener Engel ein Geschöpf Gottes, daher ist seine Macht begrenzt und nicht unendlich. Der Teufel möchte zwar den Aufbau des Reiches Gottes durch seine Lügen verhindern und sein Reich aufbauen. Doch damit wird er scheitern.
Gott lässt das Tun des Teufels zu. Die Frage, warum es Gott zulässt, ist ein großes Geheimnis. Dadurch dürfen wir uns nicht beunruhigen lassen. Denn so schreibt der Apostel Paulus an die Römer: «Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind;» (Röm 8, 28).
Der hl. Bernhard von Clairveaux gibt einen guten Rat in dem Umgang mit dem Teufel. Er sagt: «Den Teufel überall zu sehen, ist ein Irrtum; Ihn nirgendwo zu sehen, ist noch ein größerer Fehler!»
Und über die Macht des Teufels über unsere Seele, äußert Pater Pio: «Bedenke, dass der Teufel nur eine Tür zum Eintritt in unserer Seele hat: den Willen. Geheime und verborgene Türen gibt es nicht.»
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