Ob unser Gebet ein wirkliches Vertrauensgebet war, zeigt sich oft erst im Danken. Mehr oder weniger nur «ins Leere» gesprochene Bitten ohne echtes Vertrauen münden ganz selten im Dank. Warum auch? Im Zweifelsfall danken wir dann doch den Ärzten, den Helfern, den Umständen oder dem Glück. Dass wir vorher Gott um seine Hilfe angerufen haben, war dann vielleicht nur ein Reflex. So, wie man immer mal wieder «Oh mein Gott!» ausruft, ohne an ihn zu glauben.
Wer aber nach der Erhörung eines Gebetes sich auch noch dankend an Gott wendet, der traut Ihm wohl einen echten Einfluss auf die Ereignisse zu. Und der hat wohl auch schon die Bitte mit echtem Gottvertrauen gesprochen. Vielleicht gibt es deshalb auch den inneren Wunsch mancher Beter, schon bei der Formulierung der Bitte einen Dank zu versprechen. «Lieber Gott, wenn du mich jetzt rettest, dann gehe ich jeden Sonntag in die Kirche!» – Oder, wie Martin Luther angeblich gebetet haben soll: «Mutter Anna, wenn ich das Gewitter hier überlebe, werde ich Mönch!»
Wir nennen diese Form des Bittgebetes auch «Gelöbnis»; und auch, wenn diese Form scheinbar selten geworden ist (viele alte Kirchen und Kapellen sind durch Gelöbnisse gebaut worden), liegt die Wurzel dafür tief im Menschen verankert. Auch das gehört zum Beten mit der ganzen Faser unser Existenz.Das Bittgebet als Gelöbnis ist nicht ganz frei von Einwänden. Vermutlich, weil diese Form deutliche Kennzeichen von «Handel» hat. Und wir sind natürlich nicht davon überzeugt, dass es angemessen ist, mit Gott um die Erfüllung von Wünschen zu feilschen. Das wahre Gebet legt sich, seine Wünsche und die eigene Existenz in die Hand Gottes.
Aber – wer sagt denn, das Gott nicht auch unvollständige Bitten erhört? Und warum soll sich Gott nicht auf einen Handel einlassen, wenn der Beter sich damit noch fester und tiefer an Gott bindet? Schon Abraham hat mit Gott gehandelt (Gen 18, 16-33); und es gibt keinen vernünftigen Grund, ein solches Gebet als unwirksam zu bezeichnen. Natürlich: Gott ist größer als es ein solches Gebet annimmt. Aber wir haben einen Gott, der auch auf das Gebet der Kleinen und Einfachen achtet, es hört und erhört. Und er hört auch auf das kleine Gebet, das einfache und sehr menschliche. Auch daraus kann Großes erwachsen!
Halten wir zwar fest, dass es alle Arten von Gebeten gibt – vertrauensvolle und dahingehauchte, gedankenlos formulierte und gelegentlich sogar erpresserische Handelsangebote und echte Übergaben von Wunsch und Willen an Gott. Hüten wir uns aber davor, daraus abzuleiten, welche Gebete Gott erhört – und welche Seiner nicht würdig sind. Das ist allein Seine Angelegenheit. Vertrauen wir vielmehr darauf, dass Gott auch auf das hört, was in unseren eigenen Augen noch gar kein richtiges Gebet war… Denn, so heißt es schon im ersten Johannesbrief: «Wenn unser Herz uns auch verurteilt, Gott ist größer als unser Herz!» (1 Joh 3,20).
Vor einigen Jahren lief einem jungen Mann sein geliebter Hund weg. Wochen lang gab es kein Lebenszeichen von dem Hund, der «Leo» hieß. Nach vier Wochen wusste sich der verzweifelte Besitzer keinen Ausweg, als im Gebet Gott zu versprechen, wenn der Hund wieder zu ihm zurück käme, verspreche er, Priester zu werden.
Noch einmal vier Wochen gingen ins Land, und der junge Mann wurde sich bewusst, dass er zuviel versprochen hat – selbst, wenn der Hund heil und wohlbehalten heim kommen würde: Deshalb Priester zu werden, war doch etwas zu vollmundig gewesen. In seiner Not rief er mich an und bat mich, ihn von diesem Gelöbnis zu entbinden. Ich als Priester – so meinte er – könne das im Namen Gottes sicherlich tun. Er hatte Angst, wenn er das Versprechen selbst zurückziehen würde, wäre eventuell der unschuldige Hund der Leidtragende seiner Schwäche.
Ich tat ihm den Gefallen und beruhigte ihn: Wenn das Versprechen zu groß gewesen ist, dann wird Gott das schon immer gewusst haben – und sich keinesfalls auf irgendeine Weise rächen.
Und – ich erzähle Euch keine Märchen – am gleichen Abend tauchte der Hund lebendig und unversehrt wieder auf. Nicht aufgrund des Gelöbnisses – sondern zusammen mit der Einsicht, dass Gott größer ist als unser Herz.
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