Augustinus, ein mutiger und kluger Mann der frühen Christenheit, hat einmal ein wunderbares Wort gesagt: Gott, der Dich erschaffen hat, ohne Dich zu fragen, will Dich nicht ohne Deine Zustimmung erlösen.
Gott hat mich so geschaffen, wie ich bin. Und es wäre auch kaum möglich gewesen, dass er mich dazu um meine Zustimmung gefragt hätte. Ich habe meine vielen Fähigkeiten bekommen, weil der gute Vater mich für eine ganz bestimmte Zeit und eine ganz bestimmte Aufgabe geschaffen hat. Wenn ich diese entdecke und wahrnehme, bin ich in der Lage, ein Leben ganz im Einklang mit mir und mit Gott zu führen.
Aber leider bin ich nicht mehr so ganz, wie Gott mich haben will. Denn in jedem Menschen steckt auch die Neigung, sich entgegen Gottes Vorstellungen zu verändern. Und das macht es mittlerweile so schwierig, Gottes Plan für mich zu entdecken. Und manchmal, wenn ich mir trotzdem ziemlich sicher bin, erkannt zu haben, was Gott von mir möchte – manchmal will ich dann diesen Einklang mit mir und Gott nicht – weil mir der zweifelhafte Einklang mit dem Zeitgeist, der Mode, dem Trend unserer Zeit lieber ist.
Es ist schwierig geworden, wenn nicht sogar unmöglich, aus uns selbst heraus in die gottgewollte Lebensbahn zu geraten. Da würden wir uns zwar pudelwohl fühlen – aber Irrwege haben offensichtlich auch ihren Reiz.
Dafür hat Gott aber seinen Sohn gesandt: Damit er mich an die Hand nimmt und ich mit seiner Hilfe – heute vermittelt durch die Kirche – den richtigen Weg zu finden. Nur: Dazu möchte Gott nun doch mein Ja. Gott, der mich erschaffen hat, ohne mich zu fragen, will mich nicht ohne meine Zustimmung erlösen.
Weihnachten kann erst werden, wenn wir im Advent unser Ja zu Gott sprechen.
Nur: Wir sollen wir zu Gottes Hilfe Ja sagen, wenn wir schon zu ihm selbst sooft unser Nein sprechen? Wie können wir Gottes Erlösung in Anspruch nehmen, wenn wir ihn selbst sooft aus den Augen verloren haben?
Liebe Schwestern und Brüder, Maria ist die adventliche Person unseres Glaubens schlechthin. Denn sie hat das Ja gesprochen, das keinen Abstrich hat, keine Einschränkung. Weil sie vom Anfang ihres Lebens an von Gott schon in seine Nähe geholt wurde. Gott hat sie so geführt, dass sie nie einen Irrweg gegangen ist. Diesen Glauben nennen wir «Die Unbefleckte Empfängnis», ein Fest, das nicht nur zufällig in den Advent fällt.
(Damit ist selbstverständlich nicht die Empfängnis Jesu gemeint, weil sie ohne einen Mann geschah. So, als sei der eheliche Akt etwas befleckendes. Nein, unbefleckte Empfängnis heißt, dass Maria vom Anfang ihres Dasein an ganz mit Gott gelebt hat).
Marienfrömmigkeit ist also mehr als nur ein volkstümliches Element unseres Glaubens. Nur in Maria können wir unser Ja zu Gott sprechen. Nur in Maria können wir um Gottes Beistand bitten. Und deshalb ist Maria auch die zentrale Person des letzten Adventssonntages. An Weihnachten tritt sie dann zurück, und wir feiern den Herrn selbst. Der Weg dahin aber führt über die Mutter des Herrn.
Maria ist in der modernen Kirche nicht mehr sonderlich attraktiv. Ich weiß nicht, warum. Aber in der Priesterausbildung der 80-er Jahre war ein rosenkranzbetender Priesteramtskandidat verdächtig und musst mit Schwierigkeiten rechnen. Mich hat das immer an die Herbergssuche erinnert: Denn nicht Jesus war dort auf der Suche nach einer Unterkunft, sondern Maria. Und Maria wurde abgewiesen, immer wieder, bis sie nicht mehr wusste, wohin sie gehen sollte. Dass mit Maria auch der Erlöser der Welt abgewiesen wurde, hat sich wohl keiner der Wirtsleute vorstellen können.
Nehmen wir uns das Bild zu Herzen und öffnen auch dieser großen Gestalt der Weihnacht unsere Türen. Nur so sprechen wir auch Ihr Ja. Amen.
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