Auf der Tagung zum Synodalen Weg sagt ein Generalvikar: „Die hochgradige Idealisierung des Priesteramtes verursacht vielfache Konflikte, weil sich die individuelle Lebensrealität meist anders entwickelt, als es die überhöhten Ideale vorgesehen haben: Überforderung, Vereinsamung, Depressionen, Konflikte mit der Lebensform, Glaubens- und Lebenszweifel können die Folge sein.“ (GV Klaus Pfeffer, Essen)
Unterscheide immer Amt und Person!
Eine hochgradige Idealisierung des Priesteramtes verursacht keine Konflikte, sondern eine Idealisierung und Überhöhung der Person des Priesters. Wer nicht zwischen Amt und Person unterscheidet, überfordert damit immer den gesunden Blick auf die Wirklichkeit.
Die hohe Würde des Amtes übersteigt alle persönlichen Fähigkeiten
Eine Idealisierung des Priesteramtes kann gar nicht hoch genug angesetzt werden. Das bewahrt alle Träger des priesterlichen Dienstamtes, das Amt als Vorwand für Macht und Selbstherrlichkeit misszuverstehen.
Von der hohen Würde des Amtes ist aber auf jeden Fall die Person zu unterscheiden – und hier liegt tatsächlich eine große Versuchung. Deshalb muss der Bischof im Hochgebet von sich als „unwürdigen Diener“ und der Priester im Exsultet von seiner Berufung „ohne Verdienst, aus reiner Gnade“ sprechen. Alle theologischen Verwirrrungen, klerikalistischen Missverständnisse und Missbräuche sind darauf zurückzuführen, dass unzulässigerweise von der hohen Würde des Amtes auf eine ebensolche Würde der Person geschlossen wurde. Zu glauben, die Person des Priesters dürfe nicht kritisiert werden, weil er das Amt des Priesters innehat, ist ebenso unzulässig wie die Vermutung, Weihwasser könne keine Viren enthalten.
Dass dem Weiheamt eine Ideal innewohnt, an das die Person des Priesters niemals heranreicht, kann nur dann als Überforderung und Quelle von Depressionen ausgemacht werden, wenn vergessen wird, dass die Würde des Amtes allein von Christus ausgeht und reines Geschenk ist – und nicht etwa eine Leistung der Person. Keine noch so große menschliche, psychologische, soziale oder pastorale Qualifikation gewährt ein Recht auf die Übertragung des Priesteramtes.
Das Amt ist unverdientes Geschenk – ein Geschenk kann man nicht fordern
Es ist daher ein nicht scharf genug zu verurteilender Irrglaube, jedem, der eine vermeintlich hinreichende Qualifikation zum Priesteramt hat oder in sich verspürt, ein Recht auf die Priesterweihe habe. Wer die unverdiente Gnade des Priesteramtes in eine menschlich verdienbare Anerkennung Gottes, verliehen durch die Kirche auflöst, verursacht Überforderung, Vereinsamung, Depressionen, Konflikte mit der Lebensform, Glaubens- und Lebenszweifel; denn keine Person kann auf Dauer ernsthaft glauben, die repräsentatio Christi sei eine eigene Leistung. An diesem Irrglauben wird letztlich jeder Priester angesichts seiner eigenen Sündhaftigkeit zerbrechen.
Drei Stolperfallen
Bei der Unterscheidung von Amt und Person gibt es mindestens drei Stolperfallen, die eine Verwischung der Grenzen Vorschub leisten können: (1) Natürlich ist es angemessen, dem Träger des Priesteramtes ein gewisser Respekt zu erweisen – als Zeichen des Dankes, sich für dieses Amt zur Verfügung zu stellen. – Trotz dieser sicherlich angebrachten Anerkennung gebührt der Dank für jede sakramentale Gnade allein Christus, dem Spender aller Gnaden. (2) Wenn der Priester das Amt der Leitung der Gemeinde oder als Lehrer des Glauben ausübt, gebührt ihm ein angemessener Gehorsam. Aber nicht, weil er als Person lehrt, sondern weil er in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche Christus, den Lehrer verwirklicht. (3) Im Menschen gibt es nicht nur eine Versuchung zur Macht, sondern auch die Neigung, Verantwortung abzuschieben. Vielen Priestern wird daher auch gegen ihren Willen Ehre erwiesen, um unliebsame Verantwortungen Amtsträgern zu überlassen, die eigentlich Laien obliegt.
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