Die Eucharistiefeier, das Zentrum unseres Glaubens, ist auch das Zentrum unserer Gemeinde. Hier treffen wir uns alle – ob jung oder alt, ob engagiert oder distanziert, ob modern oder eher altmodisch.
Hier kommen wir zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und Mahl zu halten. Wir sind geladen an den Tisch des Herrn.
Nun ist es aber kein Geheimnis, dass das gemeinsame Essen nur ein sehr dürftiges Zeichen ist: Allzuviel zu essen gibt es im Gottesdienst nicht, vom trinken ganz zu schweigen. Und gemeinsam tun wir es auch nicht: Alles geht hier schön nach der Reihe. Wir stehen eher wie im Supermarkt Schlange.
Das stört vielleicht. Viele, die einen Gottesdienst vorbereiten, sind bemüht, den Gedanken des gemeinsamen Essens, des Mahl-Halten, deutlicher herauszuheben. Aber das stößt an seine Grenzen: Was wir hier im Gottesdienst feiern, kann nicht an eine wirklich gemütliches Essen (beispielsweise nebenan) herankommen. Und ein Schnitzel mit Pommes macht allemal eher satt als ein kleines Stückchen Brot, dem sogar noch die Hefe fehlt.
Um dem abzuhelfen, werden hier und da Tischmessen angeboten; in kleineren Gruppen wird manchmal zur Eucharistiefeier richtige, selbstgebackene Brote genommen; der Tisch wird festlich gedeckt – man tut alles, um den Mahlcharakter in den Vordergrund zu stellen und ihm gerecht zu werden.
So gutgemeint, wie diese Versuche allerdings sind: Der Mahlcharakter steht absichtlich nicht im Vordergrund; ganz bewusst hat dieser Gottesdienst nur nebenbei Ähnlichkeit mit einem Mahl.
Der Ursprung unseres Gottesdienstes geht ja auf das Paschamahl zurück, kurz vor dem Auszug aus Ägypten. Da ist keine Rede von einem gemütlichem Beisammensein: Stehend soll gegessen werden, den Mantel und Gürtel bereits angelegt. Hastig soll gegessen werden, dann der Aufbruch ins gelobte Land steht kurz bevor. Man sitzt nicht im Kreis: Alle sollen zur Tür hin stehen, hintereinander, nebeneinander: Denn es ist der Vorübergang des Herrn. Was verzehrt wird, ist ungesäuertes Brot: Denn es war keine Zeit, die Hefe gehen zu lassen; man ist schon unterwegs.
All dieses zerstört den Mahlcharakter, ist aber wesentliches Element unserer Eucharistiefeier: Wir sind unterwegs, unser Gottesdienst dient der Stärkung auf unserer Lebensreise. Das wirklich gemütliche Mahl mit reich gedecktem Tisch erwartet uns im Himmel – hier müssen wir uns mit dem dürftigen Brot zufrieden gegeben. Wir sind kein in sich abgeschlossener Kreis, der sich um den Tisch versammelt; wir sind ein Pilgerzug auf dem Weg ins gelobte Land – wie die Israeliten. Wir sind eben noch nicht angekommen.
Dass wir zu Kommunion gehen, einer nach dem anderen, dass das Essen selber nur einen kurzen Augenblick dauert; dass dabei von Gemütlichkeit gar nicht die Rede sein kann; dass der Brot, dass uns gereicht wird, nur den Geist und die Seele stärkt, den Körper aber kaum satt macht – all das ist viel wichtiger und ursprünglicher als die Form des Festmahles mit reich gedecktem Tisch.
Und dass die Gemeinschaft, die wir erfahren, nicht in erster Linie in der Tischgemeinschaft, sondern in der Weggemeinschaft zum Ausdruck kommt, ist ebenso richtig, für die heutige Zeit vielleicht sogar noch wichtiger: Denn noch sind wir nicht am Ziel unseres Lebens. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern und auch erinnern lassen, dass wir uns hier nicht zu dauerhaft einrichten. Unsere Heimat ist im Himmel.
Deswegen hat Jesus nicht die Agapefeier, das gemütlich Ritual der Tischgemeinschaft (mit den Sündern und Zöllnern), sondern das hastige und ungemütliche Paschamahl als Form für sein Andenken gewählt. Und ganz besonders deutlich wird unser Auf-dem-Weg-sein mit dem Herrn im Zeichen der Fronleichnamsprozession. Amen.
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