An dieser Stelle sagen manche Leute, ich soll das mit der Wandlung und dem Leib Christi noch näher erklären – wie das geht, dass sich Brot in den Leib Jesu verwandelt. Das kann ich nicht.
Viele Leute haben nämlich ganz falsche Vorstellungen, wenn sie eine Erklärung erwarten. Sie denken dann, jemand zeigt ihnen, wie etwas »funktioniert«, so wie man eine Waschmaschine von hinten öffnet und die ganzen Räder, Motoren, Schläuche und Kabel sieht und dann versteht, wie die Maschine es schafft, Wäsche zu waschen.
Ich kann Dir leider nicht erklären, wie Eucharistie »funktioniert«. Es gibt nämlich vieles in dieser Welt, dass überhaupt nicht »funktioniert«. Manches geschieht einfach – so, wie sich zum Beispiel zwei Menschen mögen und Freundschaft schließen – und wir können nur sagen, dass es geschieht. Aber nicht erklären, wie es funktioniert.
Alle wichtigen Dinge in unserem Leben – Liebe, Freundschaft, Leben, Verzeihung und Glauben – geschehen. Wenn wir z. B. erklären könnten, wie Liebe funktioniert, wäre es keine Liebe mehr. Aber beschreiben, was Liebe ist, wie sie sich anfühlt und was sie bewirkt, das können wir. So ist es auch mit der Eucharistie.
Noch etwas anderes ist an dieser Stelle wichtig: Keiner kann ALLES beschreiben, erklären und erzählen, was wichtig ist. Das geht nicht bei der Liebe, das geht nicht bei der Freundschaft, und das geht auch nicht bei der Eucharistie.
Noch etwas anderes ist an dieser Stelle wichtig: Keiner kann ALLES beschreiben, erklären und erzählen, was wichtig ist. Das geht nicht bei der Liebe, das geht nicht bei der Freundschaft, und das geht auch nicht bei der Eucharistie.
Aber das ist gut so: So können zwei Menschen, die einander lieben, ein Leben lang immer etwas Neues an ihrer Liebe finden, über das sie sich freuen und nachdenken und reden können. Und so kannst Du ein Leben lang auch in der Messe, der Wandlung, der Kommunion und in dem, was Gott tut, immer etwas Neues finden, über das Du Dich freuen und nachdenken und reden kannst. Die Eucharistiefeier wird auch in einem ganz langem Leben nicht langweilig!
Die Kommunion
In der Taufe werden wir wie Jesus: Zu Leib und Seele kommt noch das »ewige Leben« – die Verbindung mit Gott. Aber natürlich sind wir auch nach der Taufe nicht genauso wie Jesus: Der war ja von Anfang an schon Gott und wurde dann Mensch. Wir sind von Anfang an Mensch und können nicht einfach Gott werden. Aber wir können diese Verbindung zu Gott immer stärker werden lassen. Wenn wir uns immer mehr mit Jesus verbinden und von ihm lieben lassen, werden wir immer mehr wie Er. Der Beginn dieser Verbindung mit Gott ist die Taufe; immer lebendiger wird diese Verbindung durch die Kommunion.
»Kommunion« – das ist lateinisch und heißt »Gemeinschaft«. Wenn Menschen sich lieben, dann wollen sie ganz eng beieinander sein; sie umarmen sich oder kuscheln miteinander. Aber noch enger und tiefer ist die Gemeinschaft, die Gott uns in der Kommunion schenkt. Denn Gott gibt sich nicht nur in unsere Hände und nicht nur in unsere Arme. Er geht uns unter die Haut – direkt in unser Herz.
Und dort beginnt dann die Verwandlung.
Es gibt nämlich in der Messe noch ein Wunder, noch eine Wandlung, von der ich noch gar nicht gesprochen habe. Nämlich die Wandlung der Menschen, die Jesus in sich aufgenommen haben. Sie verwandeln sich und werden auch ein Teil von Gott. Wie Jesus.
Aber es gibt einen ganz wichtigen Unterschied zwischen der Wandlung von Brot und Wein und der Wandlung der Menschen. Denn das Brot wird nicht um Erlaubnis gefragt, weil sich das Brot nicht für oder gegen die Wandlung entscheiden kann. Es ist ja nur Brot.
Der Mensch aber wird nicht einfach gegen seinen Willen verwandelt. Gott ist ein höflicher Gott und verwandelt uns nur soviel, wie wir es auch wollen. Deshalb werden die Leute in der Kirche nicht sofort und ganz plötzlich alle strahlend hell; sie bekommen auch keinen Heiligenschein. Zumindest nicht in diesem Augen-blick.
Was nach der Kommunion passiert
Ob Du, der nach der Messe Jesus in seinem Herzen hat, das neue Leben in Dir wachsen lassen kannst, hängt von dem ab, was Du danach tust (oder redest oder denkst). Nur wenn Du versuchst, so zu handeln (und so zu reden und so zu denken), wie Jesus es getan hat, wird Jesus in Dir immer lebendiger und wirklicher. Jesus will ja nicht einfach nur an Deiner Stelle leben, sondern er möchte, dass Du immer mehr lernst und irgendwann mit ihm zusammen so lebst, dass Du gar nicht mehr weißt, was von Ihm und was von Dir ist. Und weil Ihr beide dann so gute Freunde seid, ist das auch nicht wichtig.
Menschen verwandeln sich, wenn man sie liebt. Leider kann man nicht einfach alle Menschen in die Arme nehmen – manche mögen das nicht oder wollen nicht von Dir umarmt werden, weil sie Dich nicht kennen. Deshalb gehört zur Liebe auch, dass man Geduld miteinander hat und sich miteinander in aller Ruhe vertraut macht. Aber ganz langsam, Stück für Stück, wirst Du ein anderer Mensch werden.
Bis dahin ist es ein langer Weg. Deswegen ist die Kommunion keine Sache, die man nur einmal im Leben empfängt. Jesus muss immer wieder neuen Schwung und neues Leben mitbringen, sonst stirbt das »ewige Leben« in Dir wieder ab – wie eine Blume, die man nicht gießt oder wie ein Haustier, das man nicht füttert. Deswegen gehen Christen jeden Sonntag (und jeden Feiertag) zur Kirche und empfangen dort, wenn es geht, den Leib Jesu. Immer wieder.
Im Grunde wachsen wir mit Jesus ein Leben lang; wir brauchen also viel Geduld. Geduld mit uns selbst, nicht mit Jesus. Der tut, was er kann; das hat er versprochen. Trotzdem kann es sein, dass Du ab und zu das Gefühl hast, Jesus hilft Dir gar nicht. Aber gerade dann lernst Du am meisten, so zu werden wie Er. Vertrau nur – er ist da.
Weiter im Kommunionkurs mit Teil 4 (von 5)
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