Zeichenhandlungen sind wichtige Ergänzungen der Predigt und Verkündigung; Jesus war ein Meister darin. Seine Wunder (die Johannes immer nur Zeichen nennt), sind eine Forstsetzung der Predigt mit anderen Mitteln. Jede Heilung spricht vom Gott, der unser Leid sieht und uns helfend zugewandt ist; die Wandlung von Wasser in Wein zeigt uns einen Gott, der Freude an den Festen der Menschen und ihrer Liebe hat.
Als der Papst ein Fenster öffnete
Auch wir einfachen Prediger versuchen uns an solchen Zeichen, die unsere Predigt ergänzen. Wenn auch nicht immer mit gleichem Erfolg. So geschah es 1958 – der eine oder andere mag sich vielleicht noch daran erinnern – dass Papst Johannes XXIII. ein zweites allgemeines Konzil ankündigte. Sehr zur Überraschung der Mitarbeiter und Kardinäle im Vatikan. Auf die Frage, wofür denn so ein zweites Vatikanische Konzil gut sei, stand der Papst auf, öffnete ein Fenster, und meinte lakonisch: «Dafür.»
…Öffnung nach innen oder nach außen?
Nun ist dieses Zeichen zwar sehr nachdrücklich, aber leider nicht ganz eindeutig. Bis heute wird das Öffnen des vatikanischen Fenster oft so gedeutet, dass der Papst damit frische Luft in die miefig gewordene Kirche hineinlassen wollte. Frischer Wind solle wehen in den heiligen Hallen der Kirche!
Das heutige Evangelium vom Pfingsttag legt allerdings eher eine andere Deutung nahe: Fenster auf! Türen auf! Lasst den Geist hinaus in die Welt! Geht auf die Straßen und verkündet allen Menschen das Evangelium! Auf, in die Welt!
Ein Scheinkonflikt
Ich finde, dass die beiden ziemlich entgegengesetzten Deutungen bis heute die beiden unversöhnlichen gegeneinander stehenden Parteiungen in der Kirche beschreiben: Die einen wollen die Kirche frischer, weltlicher, offener und moderner gestalten (und hoffen auf geöffnete Fenster, die das ermöglichen); die anderen reden davon, dass die Kirche endlich ihrem Auftrag zu Evangelisierung der Welt folgt und die ihnen anvertraute Botschaft hinaus in die Welt trägt (und hoffen ebenfalls auf geöffnete Fenster).
Das entscheidende Wort heißt: Indem
Nun, mir scheint, dass es sich mal wieder um einen Scheinkonflikt handelt (wie schon so häufig in der Geschichte der Kirche und Welt).
Ich bin Lehrer, und eigentlich sollte ich meinen Unterricht so gut vorbereiten, dass ich den zu vermittelnden Stoff eifrig durchdenke, bevor ich ihn meinen Schülern vermittle. Allerdings klappt das nicht so: Fast immer ist es so, dass erst ich durch die Vermittlung tiefer verstehe. Indem ich unterrichte, wird der Unterrichtsstoff permanent klarer und faszinierender. Auch dank der fragenden und nachbohrenden Schüler. Denen ich dafür sehr dankbar bin.
Das Schlüsselwort ist indem. Indem ich verkünde, vertieft sich auch mein Verstehen. Indem ich in die Welt gehe und zu ihr rede, verändert sich auch meine Sprache. Wer wirklich eine Botschaft vermitteln will, antwortet auf die Fragen, Sorgen und Nöte der Welt und lernt ihre Sprache.
Leider trauen sich viele nicht mehr, über ihren Glauben zu reden, wodurch sie ihn auch immer weniger verstehen. Schließlich schweigen sie aus gutem Grund: Weil sie nichts mehr zu sagen haben.
Ich kann also nicht erst die kirchliche Sprache erneuern, um dann der Welt etwas sagen zu können. Das wäre dann nur eine Kunstsprache am grünen Tisch – aber ohne Inhalt. Ohne Geist. Erst indem ich mich den Freuden der Mission, der Neuevangelisierung und der Katechese stelle, werde ich zum modernen Missionar und Katechet.
Jetzt ganz neu: Der Katechet!
Apropos Katechet: Der Papst hat vor Kurzem das Amt des Katecheten neu in die Kirche eingeführt. Katechese tut dringend not – und erneuert auch die Kirche! – Aus Deutschland kam dann eher die Reaktion «Haben wir schon, machen wir schon, brauchen wir nicht.» (natürlich nicht von offizieller Seite). Dem widerspreche ich ganz klar: Wirkliche Katechese ist in Deutschland gefährlich unterbelichtet, wurde und wird immer noch vernachlässigt – und brauchen wir ganz dringend! Wenn doch alle Christen in Deutschland mehr von ihrem Glauben reden würden – dann würden sie auch mehr verstehen! Ihr Eifer würde wachsen. Indem sie auf die Fragen und Hoffnungen der Welt antworten, lernen sie neue Sprachen – und ihren Glauben zu lieben. Was wäre das für ein neues Pfingsten!
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