Und«, fragt der Professor den Theologiestudenten am Ende einer schlechten Prüfung, »können sie denn wenigstens die Dreifaltigkeit erklären?« – Da strahlt der Student und meint: »Na, wenigstens das kann ich! Also, die Dreifaltigkeit kann man so erklären …« – Worauf der Professor ihn unterbricht: »Das tut mir leid, aber Sie sind durchgefallen. Die Dreifaltigkeit kann niemand erklären.«
Was ein running gag unter Theologiestudenten ist, birgt allerdings viel Wahrheit – und gleichzeitig eine bedrohliche Anfrage an den christlichen Glauben: Tatsächlich übersteigt der Glaube an einen dreifaltigen Gott unser Vorstellungs- und Denkvermögen (soweit die tiefere Wahrheit). Aber – und das ist das Bedrohliche – darf man denn etwas glauben, das jede Logik sprengt? Darf ich etwas für wahr halten, was eigentlich absurd ist?
Unser Glaube ist vernünftig
Bei der großen Aufregung um die Regensburger Vorlesung des Papstes im Herbst 2006 wurde immer wieder das beanstandete Zitat zum Islam erwähnt – aber den eigentlichen Inhalt der Vorlesung hat kaum einer wahrgenommen. In dieser Vorlesung betont Benedikt XVI, dass Gott in sich vernünftig ist. An sein vernünftiges Wesen ist Gott sogar so sehr gebunden, dass er nicht lügen kann, sondern dass er – zum Beispiel – an seine eigenen Verheißungen gebunden ist. Das unterscheidet uns Christen von den Moslems – zumindest von der muslimischen Theologie, die Gott für absolut frei hält und die Freiheit Gottes so weit fasst, dass er wirklich alles kann: Auch (wenn es IHM gefällt) lügen, betrügen und zur Gewalt aufrufen.
Wir Christen glauben an einen vernünftigen Gott.
Aber: Ist es denn nicht hochgradig unvernünftig, von Gott anzunehmen, dass er zwar nur ein Gott ist, aber trotzdem Vater, Sohn und Heiliger Geist? Drei Personen bedeutet in unserem Alltag auch drei Menschen. Ein Mensch – aber drei Personen – das ist schizophren (Oder, wie ein Schüler meinte, trizophen).
So werfen einige Kritiker des christlichen Glaubens – zum Beispiel die Zeugen Jehovas oder auch Muslime – der Kirche vor, sie hätte drei Götter und wäre deshalb eigentlich eine polytheistische Religion. Die Zeugen Jehovas glauben beispielsweise, die Christen hätten den Tritheismus von den Babylonieren übernommen.
Grundsätzlich sollte aber jeder Religion zugestanden werden, dass man sie so versteht, wie ihre eigenen Lehrer und Autoritäten sie darlegen. Und der christliche Glaube hat sich immer als monotheistisch verstanden. Aber die Frage: »Wie soll das denn gehen – drei Personen und nur ein Gott?« müssen die Christen schon irgendwie beantworten. Und vor allem die Frage: »Wie kommt ein vernünftig denkender Mensch auf so etwas?!«
Jesus ist schuld
Wieso wir Christen auf die absurde Idee der Dreifaltigkeit gekommen sind, liegt nicht an den Theologen, Priestern, Päpsten oder Schriftgelehrten. Letztlich sind die ja alle bemüht, den Glauben auch zu vermitteln und weiterzugeben. Dabei ist eine so seltsame Lehre wie die von der Dreifaltigkeit Gottes nicht gerade förderlich – keiner, der den Glauben verbreiten will, würde sich so etwas ausdenken. Also: Wer, bitte, ist bloß darauf gekommen?
Tja, wir müssen uns eingestehen: Jesus ist schuld daran. Er hat von sich als Gott gesprochen, immer wieder göttliche Autorität beansprucht und sich an die Stelle des einen Jahwe-Gottes gestellt (dazu mehr in der Jesus-Christus-Katechese). Kein Wunder, dass die streng-monotheistischen Juden ihn schließlich ausmerzen wollten. – Aber Jesus war selbst ja auch ein Jude und tief verwurzelt in der jüdischen Tradition. Diese hat vieles in ihrer Geschichte durchgemacht – aber immer (!) daran festgehalten: »Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig!« (Dtn 6,4). Das galt auch für Jesus.
Jesus hätte nun sagen können: »Hallo, meine jüdischen Mitbrüder, ich bin es – Euer Gott!« Dann wäre uns viel Denkarbeit erspart geblieben. Denn dann ist es eben Jahwe persönlich, der eine-einzige Gott, der sich zwischenzeitlich auf der Erde aufhielt. Damit wäre die Einzigkeit Gottes und der Anspruch Jesu auf seine eigene Göttlichkeit logisch zu vereinbaren.
Aber Jesus hat das nicht getan. Er hat von sich als Gott auf Erden gesprochen und gleichzeitig vom göttlichen Vater im Himmel.
Für so ein theologisches Himmelfahrtskommando (denn das war es auf jeden Fall – zu jeder Zeit im Judentum!) musste Jesus nun wirklich einen triftigen Grund haben. Warum sollte er so etwas Skurriles behaupten? – Vermutlich, weil es einfach der Wahrheit entsprach. (»Ich bin gekommen, um von der Wahrheit Zeugnis abzulegen.« – Joh 18,37)
Da waren es schon Drei …
Man könnte ein wenig entnervt nun weiterdenken: Ob wir von zwei Personen (Gottvater und Gottsohn) in einem Gott reden – oder von drei: Das logische Ärgernis bleibt das gleiche. Einer mehr oder weniger – was soll’s … Deshalb ist der logische Schritt von der Anerkennung zweier Personen (Gottvater und Gottsohn) zur Trinität (Gott-Vater, -Sohn und Heiliger Geist) nicht mehr so groß.
Aber die Christen sind keine Philosophen. Die denken sich nicht einen Glauben logisch aus. Um an eine Dreier-Gottheit zu glauben, musste sie schon auf die Verkündigung Jesu zurückgehen.
Für die Christen war aber die Annahme, dass nicht nur Jesus, sondern auch der Heilige Geist eine eigenständige Person neben dem Vater ist (aber es dennoch nur einen Gott gibt), nicht eine nachträgliche Erweiterung. Auch wenn in der Bibel vom Heiligen Geist nicht in dem Maße geredet wird, wie Jesus von sich selbst als Gott Zeugnis ablegt: Jesus muss wohl in dem, was nicht aufgeschrieben wurde, so deutlich vom Heiligen Geist als eigenständige Person gesprochen haben, dass von Anfang an klar war: Drei – oder keiner!
Für diesen Glauben sind die ersten Christen bereitwillig in den Tod gegangen (so auch der erste Märtyrer Stephanus – Apg 7,51 (»Heiliger Geist«) und Apg 7,55f (»Jesus«).
Eindeutig ist auch die trinitarische Formel am Ende des Matthäus-Evangeliums: »Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« (Mt 28,19)
Jesus – Gott – Vater – Heiliger Geist: Jetzt sind es schon vier!
Allgemeine Verwirrung liefert vor allem die unterschiedliche Bezeichnung Gott, Vater, Jesus, Sohn und Kinder Gottes: »Wenn Gott ein Vatergott ist, und wir seine Kinder – wer ist dann Jesus?« Vor allem der gutgemeinte Gedanke, dass alle Menschen Kinder Gottes seien – und Gott eben ein väterlicher Gott ist, setzt Jesus nun wirklich zwischen alle Stühle: »Wenn Jesus Gott ist, ist er dann auch ein Vater?« »Wenn Jesus der Sohn Gottes ist – dann ist er doch auch nur ein Kind Gottes, so wie wir Menschen alle.« – »Vielleicht ist er ein privilegierter Sohn? Dann ist er also auch ein privilegierter Mensch«. – »Ist mit Jesus am Kreuz auch Gott gestorben« – Chaos. Wie gesagt.
Der allgemeine Fehler, der uns Christen allerdings sprachlich auch immer wieder unterläuft, ist, die Väterlichkeit als eine Eigenschaft unserer gesamten Gottheit anzunehmen. »Das erste, was von Gott im Credo ausgesagt wird, ist seine Väterlichkeit« heißt es manchmal sogar. Wir haben also einen Gott, und dieser eine Gott ist eben ein väterlicher Typ.
So weit, so falsch.
Kein Wunder, dass da nachher keiner mehr durchblickt, wenn schon die Voraussetzungen so falsch gesetzt sind. Tatsächlich ist die »Väterlichkeit« keine Eigenschaft. Sondern Gott ist »Vater«! Eben in Person, nicht nur in Funktion. Gott ist in sich Vater – aber nicht identisch damit, denn er ist auch noch der Sohn und der Geist.
Wenn wir also von DER Gottheit der Christen reden, dann dürfen wir diese nicht allein mit dem Vater identifizieren, denn DER Gott der Christen beinhaltet eben die Person des Vater und des Sohnes und auch die des Heiligen Geistes.
»Vater« zu sein, ist also nicht DIE Eigenschaft des christlichen Gottes, sondern eine Person – neben den anderen, Sohn und Geist.
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