Das Sakrament der Firmung gibt Dir einen entscheidenden Kick, nun fähig zu einer »veröffentlichten Liebe« zu sein. Zu Deiner Liebe zu stehen und sie nicht mehr zu verstecken, ist aber noch längst nicht alles, was zu einer geglückten Liebesbeziehung gehört.
Deshalb gehört die Firmung – wie die Taufe – zu den sogenannten „Initiationssakramenten“; also zu den Sakramenten, die Dich in ein neues Leben einführen. Aber selbstverständlich ist das Leben selbst noch viel mehr.
Vielleicht hast Du Dich schon einmal gefragt, was der Sinn dieses Lebens ist. Nun, manche behaupten, es gebe keine schwierigere Frage als diese. Dabei ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Wir sind deshalb auf der Welt, um in den Himmel zu kommen. (Stopp! – Nicht sofort dieses Heft weglegen, weil Du meinst, das sei eine weltfremde und antiquierte Antwort! Lies noch zu Ende!)
Nun, wir kommen nicht deshalb in den Himmel, weil wir auf irgendeine Art und Weise Punkte gesammelt haben (zum Beispiel durch gute Werke oder Fasten), sondern jeder kann ins himmlische Paradies. Wenn er nur bereit ist, Gott und alle anderen Wesen (Engel, Menschen, Freunde und Fremde) von ganzem Herzen zu lieben. Der Himmel ist nichts anderes als eine lebendige, erfüllte Beziehung zu denen, die mich auch lieben. Allen voran zu Gott.
»Heiligkeit« bedeutet also nichts anderes, als unsere Befähigung dazu. Heiligkeit ist Beziehungsfähigkeit, nichts anderes. Und wir sind tatsächlich hier auf Erden, um unsere (leider eingeschränkte) Fähigkeit, offene und erfüllte Beziehungen zu führen, neu zu erlernen. »Wachsen in der Heiligkeit« ist für den, der begreift, was damit wirklich gemeint ist, schon ein bisschen Himmel auf Erden. Wir Menschen sind so geschaffen, dass wir nur glücklich werden, wenn wir in liebevollen Beziehungen geborgen sind.
Nur deshalb »machen« wir das alles: Religion, Sakramente, Gottesdienst, Gebote und Gebet. Um Dich glücklich zu machen. Um Dir die Chance und die Kraft zu geben, in Deinen Beziehungen zu wachsen und zu reifen. Dabei ist es im Grunde egal, zu wem Du diese Beziehungen hast: Zu Deinen Eltern, zu Deinen Freunden, zu Gott oder zu Dir selbst. Wer in einer Beziehung wächst, gewinnt auch in allen anderen Beziehungen dazu. Wir Christen sind allerdings felsenfest davon überzeugt, dass es ohne eine Beziehung zu Gott auf Dauer nichts wird mit allen Deinen anderen Beziehungen – und es keinen besseren Weg gibt, als mit Ihm zu beginnen.
Beichte – Ehrlichkeit lernen
Deshalb empfehle ich Dir für Dein Leben nach der Firmung die Beichte. Dort lernst Du immer wieder, dass Du nicht perfekt sein musst, um geliebt zu werden. Und dass es für jede Beziehung sehr heilsam ist, Fehler einzugestehen und um Verzeihung zu bitten. Und noch etwas: In der Beichte erlebst Du, wie schön es ist, dem, den Du liebst, einen Blick in Dein Herz zu gewähren – auch wenn Du weißt, dass es nicht perfekt ist.
Gebet – Austausch pflegen
Außerdem empfehle ich Dir das regelmäßige Gebet. Wie oft reden wir nur das, was andere hören wollen, fragen uns ständig, was der andere von uns denkt und reden so, dass er möglichst nur Gutes denkt – und verlernen, uns selbst zu kennen. Im Gebet darfst Du ganz und gar Du selbst sein – weil Dir jemand zuhört, der Dich schon ganz und gar kennt – und trotzdem liebt.
Im Gebet lernen wir aber auch Zuhören. Gott redet leise, spricht in Zeichen zu uns und deutet manches nur an. Das tun Menschen auch so. Erst wenn wir diese feine, leise und zärtliche Sprache lernen, beherrschen wir die Sprache der Liebe.
Eucharistie – Hingabe üben
Und als letztes empfehle ich Dir den regelmäßigen Besuch der Messfeier. Ich kenne den Einwand: Die Messe ist langweilig und es gibt so vieles, was am Samstag und Sonntag dringender ist. Aber: Ein Besuch bei Deiner kranken Großmutter ist oft auch nicht gerade spannend, aber gut.
In der Eucharistiefeier lernen wir langsam, nicht alles für unseren Vorteil zu organisieren. Dinge für andere zu tun – und sie deshalb gerne tun. Dieses sich langsam von sich selbst lösen und ganz beim Anderen sein beginnt damit, dass in der Messe Jesus sich selbst hingibt, um bei uns zu sein. In jeder Messfeier können wir neue Wege für unser Leben entdecken, auf dieses Opfer mit unserer eigenen Hingabe zu antworten.
Die Firmung ist der Startschuss: Es bleibt spannend!
Ich wünsche Dir ein schönes Leben!
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