von Helmut Michels, Ibbenbüren
Eine gute Möglichkeit, mystagogisch in die Heilige Messe einzuführen (zu erklären und gleichzeitig zu erfahren), bietet sich, wenn die Feier der Messe durch einen Sprecher kommentiert wird. Hier finden sich beispielhafte Kommentare für den letzten Teil der Messe: Vom Vaterunser bis zur Entlassung
Das Vater unser: der Erfolg der beharrlichen Bitte
Wir haben Gott das vollkommene Geschenk gemacht: seinen Sohn selbst. Nun gewährt uns Gott in der Kommunion als Gegengabe die individuelle Begegnung mit Christus.
Da Gott in Christus gegenwärtig ist, fordert der Priester uns auf, ihn im Vater unser um das Wichtigste zu bitten. Jesus selbst hat uns ja geraten, trotz unserer Sündhaftigkeit diese sieben Bitten an Gott als den Vater und einzigen Retter in der Not zu wagen. Im Vertrauen auf dieses Wort sprechen wir diese Bitten aus, darunter die, dass Gott uns unser tägliches Brot gebe. Was im Alltag die Grundsicherung unserer materiellen Existenz erbittet, ist hier der Wunsch, am Brot der Kommunion teilnehmen zu dürfen.
Der Friedensgruß: eine versöhnte Gemeinschaft
„Der Friede sei mit euch!“, sagte Christus, als er nach seiner Auferstehung in der Mitte seiner Jünger erschien. Indem wir uns nach dem Vater unser gegenseitig den Frieden wünschen, geben wir ihm zu verstehen, dass wir begriffen haben: dieser Wunsch ist ein Auftrag. Der Frieden ist ein Geschenk Gottes, ohne ihn gibt es keinen Frieden. Ihn müssen wir halten und bringen.
Was nun aber ist mit „Frieden“ gemeint? Das hebräische „Schalom“, das hier einzusetzen wäre, bedeutet mehr als die Sehnsucht, keinen Krieg und keinen Streit und keinen Hass zu erleben; es bedeutet auch mehr als die innere Ruhe, die Befreiung von ziellosem Streben und falschem Strebertum. Mit dem Friedensgruß wünschen wir unserem Nächsten alles Heil und alles Wohlergehen. Nur so entsteht eine versöhnte Gemeinschaft.
Die Brechung des Brotes: Das gemeinsame Mahl wird vorbereitet
Mit dem Friedensgruß haben wir Christus gezeigt, dass wir in seinem Namen und in seinem Frieden eine versöhnte Gemeinschaft sind. Nun geschieht am Altar ein weiteres Zeichen unserer Verbundenheit: Der Priester bricht die Hostie auseinander. Auch der jüdische Hausvater verteilte am Beginn der Mahlzeit die dünnen, flachen Brote an die Tischgenossen. Und für die frühen Eucharistiefeiern nahmen die Christen große Brote, die dann vor der Austeilung an die Gläubigen in kleine Stücke gebrochen wurden. So hatte es schon Christus im Abendmahlssaal gehalten. Alle essen von demselben Brot und haben teil an dem einem Leib Christi. Symbolisch lässt sich das Zerbrechen zugleich als Hinweis auf den dessen gewaltsamen Tod verstehen.
Lamm Gottes (Agnus Dei): Bitte um eine würdige Kommunion
Dreimal bitten wir Christus im Wechsel mit dem Priester und mit den Worten Johannes des Täufers (Joh 1,29), dass er unsere Sünden wegnehme, um uns für den Kommunionempfang würdig zu machen. Weil wir es eigentlich nicht sind, zitieren wir demütig und voller Vertrauen den römischen Hauptmann (Luk 7,6f.): „Herr, ich bin es nicht wert, dass du zu mir kommst. Wenn Du mich aber ansprichst, wird meine Seele von jeder Krankheit geheilt.“
Kommunion: das Geschenk der persönlichen Begegnung
Nachdem der Priester Leib und Blut Christi zu sich genommen hat, teilt er die Kommunion aus. Jedem Kommunikanten zeigt er die Hostie, indem er sie ein wenig emporhebt. Schon das Evangeliar nach dem Evangelium und die Hostie während der Wandlung hatte er uns so präsentiert. Die Geste erinnert daran, dass wir nun Christus selbst begegnen. Unser „Amen“ bestätigt diese zentrale Behauptung und zeigt, dass wir das uns angebotene Geschenk annehmen. Als angemessen nach dem Kommunionempfang gilt ein Gebet. Vielleicht danken wir Gott für die einmalige Begegnung oder denken schon an die ewige Kommunion im Himmel. Gott hat uns nicht nur eine Audienz gewährt, sondern eine viel intensivere Begegnung.
Entlassung: die Gunst Gottes im Alltag
Nachdem unsere Opferfeier mit Christus und durch Christus Gott verehrt hat, entlässt uns der Priester mit seinem Segen. Er erbittet für uns die Gnade Gottes. Auch im Alltag, in unseren Verpflichtungen Tag für Tag sollen wir das Licht bewahren, das wir während des Gottesdienstes gesehen haben. Daran erinnert der Entlassungsruf „Gehet hin in Frieden!“ oder „Geht hin und bringt den Frieden!“
Nach dem Segen erlaubt uns der Priester bzw. der Diakon zu gehen. Früher sagte er: „Ite missa est.“ – „Geht, ihr seid entlassen.“ und griff damit eine Formel auf, mit der die Römer ihre Versammlungen beendeten. Und auch vom Kaiser durfte man sich natürlich erst verabschieden, wenn man vom Herold mit lauter Stimme entlassen war.
Wie am Anfang des Gottesdienstes küsst der Priester den Altar und verlässt den Raum in feierlicher Prozession.
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