Ein Gott – aber drei Personen. Nicht etwa: Eine Menschheit – aber Milliarden Personen. Das wären immer noch Milliarden Menschen. Aber Gott ist nur ein Gott. Zahenmäßig: Ein Gott. Aber drei Personen. – Ist das nicht gegen jede Vernunft?
Es gibt ein Dogma der katholischen Kirche, das besagt, dass die Dreifaltigkeit nicht »von alleine«, d. h. ohne die Offenbarung Gottes erkannt werden kann. – Das meint: Auf die Idee, dass Gott Drei in Einem ist, kommt keiner von alleine. Und selbst, wenn wir erkannt haben, dass es drei Personen in Gott gibt, werden wir es niemals wirklich begreifen.
Okay – dass wir da nicht von alleine drauf kommen, lässt sich ja noch mit unserem gesunden Menschenverstand nachvollziehen. Aber muss ich deshalb auch etwas offensichtlich Unvernünftiges glauben?
Ich komme auch nicht durch bloßes Nachdenken auf die Anzahl der Saturnmonde. Da muss ich schon hingucken. Aber wenn mir jemand sagt, der Saturn hätte 28 Monde, dann ist das – obwohl ich es glauben muss – nicht unvernünftig.
Aber wenn mir jemand sagt, dass ich die Dreifaltigkeit niemals verstehen werde, dann klingt das doch sehr nach einem »Denkverbot« oder zumindest einem Eingeständnis, dass wir etwas »Unvernünftiges« Glauben. Widerspricht das aber nicht dem Wesen Gottes – und dem Wesen des Menschen?
Glaube ich, obwohl etwas absurd ist? Oder muss ich etwas gerade deshalb glauben, WEIL es absurd ist? »Credo quia absurdum«?
Nun, die »Vernünftigskeits-Annahme« für Gottes Wesen hat weiterhin Gültigkeit (wenn wir die aufgeben, können wir von Gott alles aussagen – auch, dass er existiert und gleichzeitig nicht existiert); aber das bedeutet nicht, dass wir alles mit unserer menschlichen Vernunft begreifen und erhellen können. Gott übersteigt die menschliche Vernunft – aber er ist nicht unvernünftig. Die Lehre der Dreifaltigkeit ist übervernünftig (supra rationes), aber nicht widervernünftig (contra rationem).
Was auf den ersten Blick wie Wortklauberei klingt, ist in Wirklichkeit etwas ganz Alltägliches. So haben wir uns daran gewöhnt, Liebe zu erkennen und zu leben, obwohl wir zugeben, dass keiner richtig definieren kann, was Liebe eigentlich ist. Ja, wir glauben sogar, dass derjenige, der glaubt zu wissen, was Liebe ist, davon eigentlich nichts verstanden hat. Die Wirklichkeit ist größer als unsere Vernunft fassen kann. Aber sie ist deshalb nicht unvernünftig.
Sogar in der Physik gibt es ein solches Phänomen: Das sog. Drei-Körper-Problem (dass es exakt DREI Körper sind, hat nichts mit der DREIfaltigkeit zu tun … glaube ich jedenfalls).
Da gibt es also drei im Raum schwebende Körper, deren Verhalten sich nicht allgemein berechnen lässt. Man kann sogar beweisen, dass sie sich nicht allgemein berechnen lassen können. Aber das hebt nicht die Physik aus den Angeln: Solange sich die drei Körper nicht gegen sichere Berechnungen verhalten, ist alles in Ordnung. Etwas, das sich mit aller Vernunft nicht ergründen (in diesem Fall berechnen) lässt, muss deshalb nicht unvernünftig sein.
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