Homöopathie heißt: Gleiches wird mit Gleichem behandelt. Ob das mit der wirklichen Homöopathie im medizinischen Sinne funktioniert, weiß ich nicht. Aber die Idee dahinter ist nicht schlecht: Körperliche Leiden können mit einer körperlichen Behandlung kuriert werden – seelische Leiden durch seelische Zuwendung. Man kann zwar auch körperlich z.B. an Einsamkeit leiden, es bleibt aber ein Leiden mit einer seelischen Ursache. Heilen kann man Einsamkeit, Trauer oder Schuldgefühle nicht durch Medikamente, sondern nur durch andere Seelen, die sich dem Kranken zuwenden. Homöopathie eben.
Einsamkeit wird am besten durch menschliche Nähe geheilt; Trauer durch Trost, der von Zuneigung getragen wird; Liebeskummer durch Bestätigung, dass man immer noch liebenswert ist; Zweifel durch Anerkennung; Langeweile durch geistige Anregung – und so weiter.
Wie kann aber ein seelisches Leiden geheilt werden, dass darin besteht, die Seele zu leugnen? Wie kann jemand wieder in (Liebes-)Beziehungen treten, der leugnet, dass darin sein Glück liegt? Und sein Heil in Besitz, Materie und Macht sucht?
Dazu muss man schon Gott sein. Gottseidank gibt es Gott – und der Heilige Geist
ist sozusagen seine medizinische Abteilung. Der Geist ist derjenige, der uns heilt; während in uns alles »Nein« sagt, bejaht er uns; er versucht alles,
um unsere Geistigkeit und Beziehungsfähigkeit wiederzubeleben;
unser »Nein-Sagen«, Leugnen und Hassen in »Ja-Sagen«,
Anerkennen und Lieben zu wandeln.
Nicht umsonst heißt der Heilige Geist:
»Heiliger Geist« – er ist der Heiler schlechthin.
Der göttliche Homöopath.
DIE GABEN DES GEISTES
In manchen Firmkursen wird die Wirkung des Heiligen Geistes mit »Begeisterung« umschrieben – was ja auch ziemlich nahe liegt, wenn wir auf das Pfingstereignis schauen: Die zuvor ängstlichen Apostel und Jünger trauen sich nach der heilenden Wirkung des Geistes auf die Straße und predigen Jesus Christus. Aber ist diese Wirkung an Pfingsten nicht eher mit »Mut« zu umschreiben? Und ist die Begeisterung bei einem Fußballspiel wirklich eine Heilung der Seele?
Begeisterung muss nicht laut sein – gerade zwischen zwei Liebenden kann die gegenseitige Begeisterung für einander auch tief und still sein. Mir gefällt zum Beispiel die Schlussszene im Film »Notting Hill« ungemein gut: Während die Reporter sich vor Begeisterung die Seele aus dem Leib fotografieren, stehen die beiden Verliebten absolut still – und schauen sich nur an. Was für eine Begeisterung kann in ruhigen Blicken liegen!
Die Wirkung des Heiligen Geistes mit (lauter) Begeisterung gleichzusetzen, würde der Genialität des Geistes Gottes nicht gerecht werden. Die Gabe des Geistes ist vielmehr die »Heiligkeit« – und »Heiligkeit« ist letztlich nichts anders als unsere Fähigkeit zu einer erfüllten Beziehung.
»Beziehungsfähigkeit« (also: »Heiligkeit«) ist aber eine Gabe, die nicht nur auf die Gottesbeziehung beschränkt bleiben kann – sondern Dich in jeder möglichen Beziehung fähiger macht. Darin liegt das Glück des Menschen begründet. Selbst die Menschen, die scheinbar nur nach Geld, Macht und Besitz streben, glauben, dadurch attraktiver zu werden – und in ihren Beziehungen glücklicher. Diesen Umweg haben wir Christen nicht nötig: Gott schenkt uns unmittelbar, was wir zu unserem Glück brauchen. Seinen Geist der Heiligkeit.
Nun gibt es unterschiedliche Mängel und Defizite, die unsere Beziehungen (auch unsere Beziehung zu Gott) gefährden. Deshalb hat die Kirche immer schon mehrere Gaben unterschieden, die dem entgegenwirken – genauer: sieben Gaben. Mindestens sieben, sollte man hinzufügen.
Der Geist als göttlicher Homöopath will uns heilen, damit wir in das göttliche Liebesgeschehen hineingenommen werden können. Die Gabe des Heiligen Geistes ist zunächst nur eine: Er befähigt den Menschen, seine eigene Geistigkeit als Gottes höchste Gabe anzuerkennen und als geistiger Mensch zu leben; wieder frei zu werden und »Ja« zu sagen.
Die eine Gabe kann
aber verschiedene
Konsequenzen
haben…
Weiter im Firmkurs mit Teil 6 (von 7)
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