DIE TAUFERNEUERUNG
Im Film »Ghost – Nachrichten für Sam« antwortet Sam auf die Frage seiner Frau, ob er sie liebt, immer nur mit »dito«. Seine Frau leidet darunter – nicht, weil sie an seiner Liebe zweifelt. Aber es tut gut, die erste Liebes- erklärung immer wieder neu zu hören – und es tut gut, sie immer wieder neu zu geben. »Ich liebe Dich…!« – »Ich liebe Dich auch.«
Dieser Moment ist im Glauben die Tauferneuerung. Irgendwann in meiner wachsenden Beziehung zu Gott war ich nicht mehr das Kind, das die Eltern nachahmt. Irgendwann bin ich überwiegend aus eigenem Antrieb zu Gott gegangen. Es ist nicht wichtig, wann das war und ob ich mich daran erinnern kann. Wichtig ist nun: Jetzt schließe ich selbst offiziell Freundschaft mit Gott – nachdem das damals bei der Taufe die Eltern und Paten in meinem Namen getan haben. Ich setze mich selbst mit Gott in Verbindung; ich spreche nun selbst die Worte, die damals andere für mich gesprochen haben.
Nicht nur einmal – immer wieder.
Manchmal feiern wir eigene Gottesdienste zur Tauferneuerung. Aber im Grund ist jeder Gottesdienst eine Erneuerung der Liebesbeziehung, die in der Taufe begonnen hat. »Ich liebe Dich« sagt Gott; und mit Deinem Leben – und manchmal auch mit Deinen Worten – antwortest Du: »Ich liebe Dich auch«.
Jedesmal, wenn wir beten; wenn wir zur Kommunion gehen; wenn wir beichten; wenn wir ein Kreuzzeichen machen – und vielleicht auch ganz oft, ohne dass wir es merken -, wiederholen wir den Moment, in dem Gott und Mensch sich zueinander bekannten.
Deshalb wird vor der Firmung das Taufversprechen erneuert. Die Firmung ist also auch eine Tauferneuerung. So wie jedes Sakrament.
Aber die Firmung ist nicht nur eine Tauferneuerung.
Sie ist noch mehr: Sie ist der nächste Schritt in Richtung Liebe.
DIE FIRMUNG – PART 1 – «UNSER ANTEIL»
Auf der Tafel in der Schule steht in großen Buchstaben »Timo & Sarah« – und darum ist ein riesiges Herz gemalt. Natürlich ist die Tafel am Ende der Pause noch zugeklappt, damit Timo und Sarah davon nichts wissen. Sie würden sonst alles sofort wegwischen.
Aber nun öffnet der Lehrer die Tafel im Unterricht, und Timo und Sarah sind machtlos. Alle lachen, und die beiden laufen knallrot an.
Aber dann passiert, womit keiner gerechnet hat: Timo steht auf und sagt – immer noch mit knallrotem Kopf: »Warum lacht ihr? Ja, es stimmt. Ich bin in Sarah verliebt!« Wortlos erhebt sich auch Sarah – und strahlt. Das hat keiner erwartet – und damit haben Timo und Sarah auch sich selbst überrascht. Soviel Mut!
Jede Liebesbeziehung hat ihre intime, ganz persönliche Phase. Da darf es noch keiner wissen, was sich entwickelt – und wenn doch, dann ist es peinlich. Eine Liebe, die sich noch vergewissern muss, darf nicht auf die Bühne ins Scheinwerferlicht gezerrt werden.
Aber irgendwann wächst die Liebe – und dann soll es jeder wissen. Dann willst Du zeigen, dass Du verliebt bist. Und zwar nicht in irgendwen – sondern genau in diese Person. Verliebte in dieser »Phase« stehen zu einander, stehen füreinander ein, stehen auch offen und öffentlich zusammen für andere ein.
Nach der »Kuschelzeit« mit Gott – der Zeit, in der Du Gott kennenlernst und ihr Euch an einander gewöhnt, nach der Zeit der »Verliebtheit«, in der Zweifel und Liebe einander ständig ablösen – kommt mit der Firmung der Schritt in die Öffentlichkeit. Aber das ist keine Sache nur für einen Augenblick. Du kannst nicht kurz – beim Firmgottesdienst zum Beispiel –
öffentlich sagen: »Ja, das ist mein Glaube! Dazu stehe ich!« und dann sofort wieder in Deckung gehen.
Sondern jetzt beginnt die wunderbare Zeit, allen zu zeigen, an wen Du glaubst. Sich beim Beten nicht zu verstecken; die Teilnahme am Gottesdienst nicht zu verheimlichen oder sich durch Scham davon abhalten zu lassen; beim allgemeinen »Papst-Bashing« Flagge zu zeigen, vielleicht sogar bei McDonalds vorm Essen zu beten (was gerade dort besonders sinnvoll sein kann) – das ist das abenteuerliche Leben als Gefirmter.
Bist Du dazu bereit?
Ist Deine Liebe groß genug, es zu wagen?
Willst Du es versuchen?
Wenn ja – dann gibt es eine gute Nachricht.
Es gibt Geschenke.
(Dazu mehr im nächsten Teil!)
Weiter im Firmkurs mit Teil 4 (von 7)
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