In einer Zeit, in der alle Welt über Lockerungen nachdenkt (Lockerung der Kontaktverbote in der Corona-Krise, Lockerung des Zölibats, Lockerung der CO2-Obergrenzen …) scheint es angebracht, einmal kurz innezuhalten und die lockere Zunge ein wenig zu zügeln, damit nichts Unangemessenes herauskommt – in Würdigung der berühmt gewordenen Prämisse unseres geschätzten früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“.

Denn sonst kann es passieren, dass ziemlich genau das Gegenteil von dem rüberkommt, was eigentlich rauskommen soll. Die Bundeslandwirtschaftsministerin meinte zum Beispiel inmitten der Dürrekrise 2018, man werde „die Bauern nicht im Regen stehenlassen“. –Hatte ihr Redenschreiber vielleicht da eine Schraube locker?

Und inmitten der Pandemie gibt es Menschen, die Zuversicht verbreiten mit dem Motto: „Jetzt ist es Zeit, zusammenzurücken!“ – Das kommt vielleicht locker rüber, aber da müssen wohl die Fachleute ran, die in leichter Sprache erklären, wie es wirklich gemeint ist. Jedenfalls nicht, indem man locker kuschelt, sondern irgendwie anders.

Überhaupt ist das so eine Sache mit der leichten Sprache! „Kirche“ (ohne bestimmten Artikel, klingt irgendwie lockerer) tut sich oft schwer damit, obwohl ihr Klientel nicht immer das Abitur mitbringt (das auch nicht mehr das ist, was es mal war, weil die Anforderungen immer mehr gelockert wurden, aber das ist ein anderes Thema). Denn statt der bisherigen ständigen Zuversichtsrufe mit dem Refrain „Immer schön locker bleiben!“ werden nun harte Verordnungen und Regelungen verkündet, die gar nicht so locker klingen. Statt Friedensgruß Einzelplatz, statt Kelchkommunion Mundschutz, statt Krabbelmesse Markierungen auf dem Kirchenboden. Ist nun die Zeit der verordneten Lockerheit zu Ende? Oder gibt es noch Hoffnung auf eine neue Lockerheit? Wir meinen: Ja. Denn neben der Möglichkeit, gerade in den Sommermonaten in lockerer Kleidung zu erscheinen, wäre da noch die Aussicht auf ein lockeres Pläuschchen (bitte mit Abstand!) auf dem Kirchplatz nach dem Gottesdienst oder ein Treffen in lockerer Runde, das demnächst vielleicht wieder möglich ist, im Pfarrheim mit Senioren, die vielleicht wieder raus dürfen, und einem lockeren, sprich: leckeren Stückchen Torte. Ein lockerer kleiner Impulsvortrag kann die Stimmung lockern, und der Austausch kann auch locker erfolgen.

Bleiben da noch die „harten“ Fragen, z.B. nach einer Lockerung des Zölibats. Auch das könnte, nach den Erfahrungen der Corona-Krise, zunächst schrittweise und mit aller Vorsicht versucht werden. Zunächst bei Priestern über 65. Nach 30 oder 35 Dienstjahren sieht man ja manches sowieso lockerer. – Die dann gemachten Erfahrungen werden in einer Lockerungs-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (in fester, nicht lockerer, Verbundenheit mit dem ZdK) ausgewertet und zu weiteren Lockerungs-Empfehlungen zusammengefasst. Nicht vergessen werden darf dabei, den so angestoßenen Prozess mit bestimmten Stellen in Rom zu kommunizieren, zu denen man, wie man seit Kardinal Marx weiß („Wir sind keine Filiale von Rom“), eher lockere Verbindungen unterhält.

Und am Ende kommt es so, wie es kommen muss: die Verlockung zu immer mehr Lockerungen ist so groß, dass am Ende niemand mehr weiß, wo überhaupt noch Lockerungsübungen möglich sind. Denn wie schon mein Fahrradhändler sagen würde: Wo alles nur noch locker ist, da fällt am Ende auch alles auseinander.

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Last modified: 6. Mai 2020