Das Problem
Viele Menschen haben heute ein Problem mit dem Glauben an Gott. Weil es heißt, dass Gott die Welt erschaffen hat. Dabei wissen wir doch aus vielen Forschungen in der Physik, dass es am Anfang einen Urknall gab!
Es heißt in fast allen Religionen, dass Gott das Leben erschaffen hat; manche nennen Gott sogar den «Vater von allem, was lebt». Dabei kann doch die Chemie und die Biologie ziemlich gut nachweisen, wann das Leben auf dieser Welt entstanden ist und was dafür nötig war. Zum Beispiel Wasser, große Moleküle und viele Blitze.
Und es heißt in der Bibel, dass Gott den Menschen erschaffen hat. Dabei wissen wir doch aus der Biologie, dass die Arten nach und nach entstanden sind. Die Lebewesen haben sich immer weiter entwickelt und am Schluss entstand der Mensch.
Deshalb denken viele Menschen: «Wenn es schon nicht stimmt, dass Gott die Welt, das Leben und den Menschen erschaffen hat, dann stimmt vermutlich auch alles andere über Gott nicht. Vielleicht gibt es Gott gar nicht!»
So denken viele Menschen. Aber denken sie auch richtig?
Stellen wir uns vor, Gott ist unsichtbar
Beginnen wir erst einmal mit Gott. Stellen wir uns vor, Gott ist unsichtbar. Nicht nur unsichtbar wie ein Mensch mit einem unsichtbaren Körper oder mit einem Tarnumhang. Sondern so unsichtbar wie ein Geist. Ohne jeden Körper.
Und stellen wir uns vor, dieser unsichtbare Geist würde jetzt in dieser Welt etwas tun. Zum Beispiel würde er etwas aus Lehm formen. Vielleicht eine Blumenvase. Oder einen Krug.
Bei einem unsichtbaren Töpfer sehen wir dann, wie der Lehm sich zur Vase formt – aber die Hände des Töpfers sehen wir nicht. Weil der ja unsichtbar ist.
[Manche Menschen sagen vielleicht: Wir haben alles gemessen und beobachtet, der Ton hat sich von allein zur Vase geformt. Solche Leute sehen nicht die ganze Wirklichkeit, sondern nur das, was man sehen und messen kann.]
Wir können uns einen unsichtbaren Maler, einen unsichtbaren Gärtner oder einen unsichtbaren Programmierer denken. Oder sonst irgend jemand, der nicht nur unsichtbar ist, sondern rein geistig ist: Wir sehen immer nur, wie etwas entsteht. Mit unseren Augen oder Fotoapparaten oder anderen Messgeräten ist der Gärtner (oder Maler, Töpfer, Bildhauer oder Programmierer) nicht zu erkennen. Wir sehen nur sein Werk. So, wie das auch die Naturwissenschaften sehen, wenn sie die Entwicklung des Lebens beschreiben.
Die Evolution des Lebendigen
Die Biologie (also die Wissenschaft vom Leben) weiß zum Beispiel, seit wann es Leben auf der Erde gibt. Sie erkennt, dass sich das neu entstandene Leben weiter entwickelt. Dass sich eine Eigenschaft nach der anderen entwickelt und herausbildet. Dass Eigenschaften von Zellen, Organe, Pflanzen und Tiere miteinander verbunden sind. Dass diese sich gegenseitig ergänzen, regeln und zu einem ganzen Ökosystem heranreifen.
Dass der Biologe das alles sieht, beschreibt und sogar viele Zusammenhänge ausmachen kann, gehört zu seinem Job. Er ist Naturwissenschaftler, das heißt: Er beschränkt sich in seinen Beobachtungen und Interpretationen nur auf die sichtbare und messbare Welt.
Damit beschreibt der Biologe natürlich nur den sichtbaren Teil der Wirklichkeit. Das ist seine Aufgabe. Die Frage, ob das, was er sieht und beschreibt, ausreicht, um die unendliche Vielfalt des Lebens wirklich zu erklären, stellt sich der Biologe nicht. Das ist nicht sein Job.
Aber Biologen sind ja auch Menschen, und wenn sie nicht ihren Biologie-Job machen, dürfen sie noch zusätzlich denken, dass es über das Sichtbare hinaus noch einen unsichtbaren Schöpfer geben muss, der dem Leben bei seiner Entwicklung geholfen hat und immer noch hilft.
Der Christ weiß, was noch fehlt
Ein glaubender Mensch kann sich gut vorstellen, dass das, was der Biologe beschreibt, das ist, was Gott bewirkt. Weil er sich denken kann, dass es ohne die Hilfe Gottes gar keine Entwicklung des Lebendigen gegeben hätte.
Dafür muss er nicht das ablehnen, was der Biologe herausgefunden hat. Ein Christ kann nämlich beides sein: Ein Biologe und ein Glaubender. Als Biologe kann er manches erklären, für anderes hat er nur ein paar naheliegende Vermutungen und wiederum zu anderem wird er schweigen. Als gläubiger Mensch kann er sagen: Das, was ich sehe, ist das Werk Gottes.
Ein Christ sieht sogar noch mehr: Er erkennt, dass die ganze Schöpfung eine Bedeutung hat; dass sie ein Wunderwerk ist und ein Zeichen für die Liebe und Freude Gottes zu allem, was ist. So, wie ein Elektriker auch messen kann, wieviel Strom ein Wasserkocher verbraucht. Aber keine Messung verrät ihm, wie wichtig dieser Kocher für seine Frau ist, die den Wasserkocher als Hochzeitsgeschenk erhalten hat. Doch der Mann, der Elektriker und ihr Ehemann zugleich ist, kann das sehr wohl beides wissen.
Ein unsichtbarer Gott? Oder vielleicht doch KEIN Gott?
Wir können uns so eine Schöpfungstat Gottes ziemlich aufregend vorstellen. Zum Beispiel so: Da ist eine leere, unbelebte Wüste. Plötzlich kommt ein Lichtstrahl vom Himmel (weil da oben ja angeblich Gott wohnt). Und dann noch ein kräftiger Donner. Und anschließend steht mitten in der Wüste ein Kamel, das vorher nicht da war.
So eine «Erschaffung des Kamels» wäre ein echter Hingucker. Wenn Gott auf diese Weise alle Tiere erschaffen hätte (und alle Pflanzen und Bakterien und… einfach alle Lebewesen!), dann müsste das ziemlich oft geleuchtet und gedonnert haben.
Leider findet der Physiker und Biologe keinen Hinweis darauf, dass es so gewesen ist. Das Leben ist nicht mit einem großen lauten Knall entstanden. Und wohl auch nicht mit ganz vielen plötzlichen Blitzen, Donnern und Tiererscheinungen.
Es ist also ziemlich klug, wenn wir Gott als einen unsichtbaren Geist verstehen, der in aller Ruhe einfach alles im Universum bewirkt. Nacheinander, Schritt für Schritt. Denn ein Physiker kann eine sehr detaillierte «Geschichte des Universums» schreiben kann; ein Chemiker ein Buch mit dem Titel «Eine Geschichte der Entstehung des Lebens» und ein Biologe eins zum Thema «Die Geschichte des Lebens» heraus.
Nun kommt aber eine berechtigte Frage:
Worin unterscheidet sich eine Welt mit einem unsichtbaren Gott von einer Welt ohne Gott?
Wenn es stimmt, dass Gott die Tierarten entstehen lässt, genauso wie ein unsichtbarer Töpfer eine Vase; wenn er also nur unsichtbar hilft, ich seine Hilfe aber nicht sehen kann:
Gibt es einen guten Grund, an diesen Gott zu glauben, auch wenn ich ihn nicht sehen kann?
An diesem Punkt sind die meisten Menschen heute. Und weil sie diese Frage nicht beantworten können, hören viele Menschen an dieser Stelle auf zu denken.
Schlagwörter: Evolution, Schöpfung, Urknall Last modified: 11. Juni 2020